Fahrgäste müssen in den Zügen von Prag nach München wegen starker Verspätungen zurzeit viel Geduld aufbringen. „Laut statistischer Messungen haben sich die absoluten Verspätungsminuten seit Anfang März mehr als verdoppelt“, sagte Sylvia Hubmann-Gradl von der Länderbahn in Regensburg, die die Verbindung auf deutscher Seite betreibt. „Diese Erhöhung korreliert direkt mit den erweiterten Grenzkontrollen in Furth im Wald.“
Allein auf die Grenzkontrollen seien die massiven Verspätungen aber nicht zurückzuführen, denn die Züge erreichten Furth im Wald in der Oberpfalz schon verspätet, sagte Hubmann-Gradl. Zu den Ursachen könne die Länderbahn keine Auskunft geben, da der Zugverkehr bis zur Grenze in der Verantwortung des tschechischen Betreibers liege. Medien hatten zuvor über die Verspätungen berichtet.
Die Bundespolizei kontrolliert seit dem Frühjahr die Züge aus Prag wegen der Flüchtlinge aus der Ukraine an der deutsch-tschechischen Grenze. Dafür müssen diese am Grenzbahnhof Furth im Wald anhalten. „Je Zug dauert die Kontrolle derzeit in etwa 10 bis 15 Minuten. Die Dauer ist abhängig von der Anzahl der Passagiere und der getroffenen Feststellungen“, erläuterte ein Sprecher der Bundespolizei.
Für die Reisenden hat das zum Teil ärgerliche Folgen. In Schwandorf werden die Züge aus Prag mit dem aus Hof gekoppelt, um weiter nach Regensburg und München zu fahren. Dieser wartet aber nicht, wenn die Verspätungen zu groß sind. Dann müssen die Passagiere aus Prag auf die nächste Verbindung warten.
„Das ist ein unmöglicher Zustand“, sagte Norbert Moy vom Fahrgastverband Pro Bahn. „Man kann Kontrollen auch in einem fahrenden Zug machen. Die Bundespolizei ist in der Pflicht, eine Lösung zu finden.“
Vor Beginn des Kriegs in der Ukraine gab es nach Angaben der Länderbahn Kontrollen während der Fahrt der Züge, für die die Beamten in Furth im Wald in den Zug stiegen und in Cham wieder ausgestiegen. Dies geht aus Sicht der Bundespolizei aber aktuell nicht: „Es ist erforderlich, diese Kontrollen in der Nähe der Dienststelle Furth im Wald durchzuführen, um eventuell notwendige weitere Maßnahmen schnell in der Dienststelle treffen zu können“, sagte der Sprecher.
Auch bei Fernzügen aus Österreich hatten Grenzkontrollen in den vergangenen Wochen Pro Bahn zufolge zu vielen Verspätungen geführt. „Die Situation hat sich wieder entspannt“, sagte Moy. Dort kontrolliert die Bundespolizei eigenen Angaben nach ab Salzburg wieder viel in fahrenden Zügen statt diese in Passau oder Freilassing zu stoppen.
Möglicherweise könnte der G7-Gipfel auf Schloss Elmau die Lage wieder verändern: Dafür werden Reisende an allen deutschen Grenzen seit Montag bis zum 3. Juli stichprobenartig auf Straßen, in Zügen und auf Wanderwegen überprüft. (dpa/lby)