In der DDR wird jede Hand gebraucht, auch die der Frauen. In der Dokumentation "Die Unbeugsamen 2 - Guten Morgen, ihr Schönen!" erzählen 15 ostdeutsche Frauen von Chancen, Träumen und Widerständen.
Mit den Drumsticks in der Hand geht Tina Powileit auf die Bühne. In ihrer 1982 gegründeten Rockband Mona Lise spielen nur Frauen. Selbstbewusst performen sie Songs wie "Hallo Süßer". Die Ansage ist klar: Die Musikerinnen geben den Ton an. Die Schlagzeugerin ist Anfang 20, lebt in der DDR und will zeigen, dass es auch ohne Männer geht. Mit Erfolg.
Powileit ist eine von 15 Frauen aus Ostdeutschland, die in der Dokumentation "Die Unbeugsamen 2 - Guten Morgen, ihr Schönen!" von Torsten Körner eine Stimme bekommen. Der Film ist einer der 13 Werke, die eingereicht wurden, um Deutschland im Rennen um die Auslands-Oscars zu vertreten.
Im Film mit dabei sind die ehemalige Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke, Friedensaktivistin Ulrike Poppe, Schauspielerin Katrin Sass und Malerin Doris Ziegler. Die Zeitzeuginnen erzählen von ihrem Leben, ihrer Arbeit, Hoffnungen und Sorgen, aber auch der Rolle ihrer Mütter und Großmütter in der DDR.
Emanzipation dank DDR?
Die ostdeutschen Frauen sind stolz, listig, mutig, fürsorglich und unternehmungslustig. Sie arbeiten auf Feldern, protestieren auf den Straßen, malen eingesperrte Busen auf Leinwände, sammeln Unterschriften und sichern sich einen Platz am Tisch. Sie mischen mit und mischen auf. Nicht zur Freude aller. Neben Fortschritten berichten die Frauen von gescheiterten Ehen, staatlicher Beobachtung, Haftstrafen und Partnergewalt - letzteres erfährt auch Schlagzeugerin Powileit. Nicht nur einmal.
Emanzipation dank DDR? Fraglich. Die von Männern vorgeschriebene Gleichstellung ist kein Selbstläufer. Frauen dürfen nicht nur anpacken, sie müssen auch. Und doch bleiben ihnen auch die Kindererziehung und Hausarbeit zugeschrieben. Wenn der Nachwuchs nicht in die Tagesbetreuung soll, muss Oma helfen.
Im 2021 erschienenen Dokumentarfilm "Die Unbeugsamen" stellte Regisseur Torsten Körner die Politikerinnen der Bonner Republik und ihren Kampf um politische Teilhabe in den Mittelpunkt. Nun lenkt der 58 Jahre alte, geborene Westdeutsche den Blick auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs und fängt die Stimmung einer Umbruchszeit ein, zwischen Trümmern und Träumen, Pflichten und Freiheiten. Und dann fällt die Mauer. (dpa)