Sport ist wichtig für den Nachwuchs, erst recht nach den Einschränkungen während der Corona-Pandemie – da sind sich alle einig. Doch selbst die Schulen können die Kinder und Jugendlichen nicht immer wie gewünscht zum Schwitzen bringen.
Kinder und Jugendliche sollen sich im Sportunterricht bewegen, einen Ausgleich finden, neben dem Hirn auch ihren Körper fordern – doch zahlreiche Schulen in Bayern können Schwimm- und Turnhallen nicht oder nicht vollumfänglich nutzen. Besonders schlecht ist es um den Schwimmunterricht bestellt, wie eine Umfrage des bayerischen Philologenverbands unter rund 160 der etwa 420 Gymnasien im Freistaat ergeben hat. Doch auch bei den Sporthallen gibt es Probleme, etwa weil bei Regen Wasser durch das Dach tropft. Eine Belegung durch Flüchtlinge kommt hingegen so gut wie nicht mehr vor.
„Sport ist ein ganz wichtiges Element im Unterricht als Ausgleich, aber auch als Grundlage für Mobilität, auch geistige Mobilität“, betonte der Vorsitzende des Philologenverbands, Michael Schwägerl, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in München. „Angesichts des veränderten Freizeitverhaltens der Kinder, die inzwischen Stunden zuhause vor elektronischen Geräten verbringen, statt wie früher draußen unterwegs zu sein, ist darin eine Ausgleichsfunktion der Schule zu sehen, die immer wichtiger wird.“
„Es sind sehr viele Kinder und Jugendliche, die nur in der Schule dazu bewegt werden, sich zu bewegen“, betonte Schwägerl. Umso einschneidender, wenn vielerorts die Möglichkeiten dazu nicht gegeben sind. So gaben mit Blick auf den eigentlich obligatorischen Schwimmunterricht 38 Prozent der befragten Gymnasien an, dass kein nutzbares Schwimmbad in vertretbarer Entfernung vorhanden sei. Bei weiteren sechs Prozent ist das Bad wegen Sanierungsbedarfs geschlossen, bei 25 Prozent nur eingeschränkt nutzbar. Lediglich knapp ein Drittel (31 Prozent) gab an, dass die Schwimmhalle uneingeschränkt für alle vorgesehenen Unterrichtsstunden nutzbar sei.
Die Folge: An den weiterführenden Schulen schwimmen wenn überhaupt, dann oft nur die Jüngeren. An den Gymnasien springen der Umfrage zufolge in der fünften und sechsten Klasse noch 78 beziehungsweise 70 Prozent der Schüler ins Wasser, doch in der Mittelstufe sind es im Schnitt dann weniger als 40 Prozent – obwohl der Schwimmunterricht eigentlich in allen Jahrgangsstufen fix im Lehrplan verankert ist.
Auch bei den Sporthallen kann nur ein Drittel der Gymnasien diese uneingeschränkt nutzen, auch wenn nahezu alle Schulen grundsätzlich über eine Halle verfügen. Doch werden diese von den Kommunen oder Bezirken häufig auch anders belegt, für Veranstaltungen wie Messen und Konzerte etwa. In Summe können 42 Prozent der Schulen ihre Halle aus unterschiedlichsten Gründen mehr als fünf Tage pro Schuljahr nicht nutzen. Dann falle der Sportunterricht aus oder müsse andernorts unter improvisierten Bedingungen stattfinden, schilderte Lenka Schäfer, die im Philologenverband für das Fach Sport zuständig ist.
Am besten schaut es noch mit den Außensportstätten aus: Sie sind für gut vier Fünftel (83 Prozent) aller Schulen uneingeschränkt nutzbar. Allerdings sind sie zumal bei schlechter Witterung keine Alternative zu Turnhallen, die marode seien, betonte Schwägerl.
Die Schulen bräuchten deshalb dringend intakte und nutzbare Sportstätten, damit Sportunterricht überhaupt durchgeführt werden könne, forderte Schäfer. Schwägerl appellierte an die Sachaufwandsträger, die Sportstätten nutzbar und verfügbar zu halten – dafür müsse die Politik unbedingt die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. (dpa/lby)