Ab in die Sommerferien! Die meisten Schülerinnen und Schüler dürften den letzten Gong kaum erwarten können, liegen doch nun sechs Wochen ohne Unterricht vor ihnen. Auch die Lehrkräfte brauchen oft dringend Erholung – und blicken schon bange auf das, was nach den Ferien kommt.
Der letzte Schultag an diesem Freitag ist für rund 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche in Bayern der Start in die Sommerferien. Ob Freunde treffen, Freibad oder Familienurlaub – die Vorfreude ist bei vielen riesig. Oftmals erschöpft gehen nach Aussagen der Verbände die Lehrkräfte in die unterrichtsfreie Zeit. Sie werden die Erholung dringend brauchen, denn die Herausforderungen im nächsten Schuljahr sind weiter groß: Corona, die Integration der ukrainischen Flüchtlinge und die Energiekrise sind nur einige der Stichworte.
„Es war ein sehr belastendes Schuljahr, weil jetzt quasi alles normal ist vom Organisatorischen, von den Leistungserhebungen, der Durchtaktung, den Klassenfahrten – man hat trotz aller Widrigkeiten versucht, das normale Programm zu gestalten“, resümiert Michael Schwägerl vom Bayerischen Philologenverband im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich habe man mit Corona und den Folgen des Angriffskrieges auf die Ukraine zwei große Herausforderungen meistern müssen. „Und die Unsicherheit für den Herbst ist riesengroß.“
Stichwort Corona: „Die Frage ist, welcher Instrumentenkasten den Schulen gegeben wird“, sagt Schwägerl. Zuletzt mehrten sich Stimmen, dass kranke Schüler nicht mal mehr in Quarantäne sollten. „Wir erhoffen uns von der Bundesregierung und der Staatsregierung Vorgaben, die die Schulen präsenzsicher machen“, fordert Schwägerl deshalb.
Dazu gehöre auch, dass nur Gesunde in den Schulgebäuden anwesend sein dürften. Sonst seien Krankheitsfälle auch unter den Lehrkräften vorprogrammiert, „und die Vertretungsproblematik war schon in diesem Schuljahr sehr schwierig“. Vielerorts seien 10 bis 20 Prozent eines Kollegiums gleichzeitig über längere Zeit ausgefallen, dabei könne nur circa ein Prozent über die Lehrerreserve abgefangen werden. Von möglichen (Spät-)Folgen einer Corona-Infektion ganz zu schweigen.
Der Vorsitzende des Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, fordert deshalb auch mehr Corona-Tests zu Beginn des neuen Schuljahres. Bislang ist nur ein einziger, freiwilliger Test vor dem Start vorgesehen. „Das müsste nicht nur vor dem Beginn sein, sondern auch in den ersten 14 Tagen, drei Wochen, vier Wochen – je nach Infektionsgeschehen immer wieder“, sagt Böhm. Und stellt zudem die Frage: „Wie geht man auch später mit klar symptombehafteten Schülern um – bietet man denen in den Schulen noch mal einen Test an?“
Stichwort Ukraine-Flüchtlinge: Mehr als 26.000 Kinder und Jugendliche sind bereits an Bayerns Schulen angekommen. Schwägerl sorgt sich, ob die für die Willkommensklassen geschaffenen Stellen auch besetzt werden können. Ihm zufolge außerdem problematisch: In den Willkommensklassen an den weiterführenden Schulen sitzen alle Altersgruppen zugleich. Beim Deutschlernen vielleicht noch kein Problem – in Mathe und Englisch hingegen gebe es enorme Spreizungen.
„Bei allen Problemen, die wir haben, ist das eine unserer wichtigsten Aufgaben, dass wir diese jungen Menschen aus der Ukraine auffangen“, betont auch Böhm. „Da ist einiges passiert, da sind Stellen geschaffen worden und Mittel möglich, aber es muss auch geklärt werden, wie wir Inhalte des ukrainischen Unterrichts in die Brückenklassen einbinden können.“
Stichwort Energiekrise: „Schauen wir mal, ob nicht zu einer Corona-Krise noch eine Heizkrise hinzukommt“, warnt Böhm. Bei der Empfehlung, die Temperatur in öffentlichen Gebäuden im Winter auf 19 Grad abzusenken, mache er sich durchaus Sorgen. Böhm zieht deshalb das Fazit: „Die Herausforderungen sind enorm. Das ist kein Spaß, ganz blauäugig kann man das Schuljahr nicht beginnen lassen.“ (dpa/lby)