Bayern ist bei der Windkraft bisher zurückhaltend. Die sogenannte 10-H-Regel macht den Zubau von Windrädern schwieriger als in anderen Ländern. Dabei hätte der Freistaat nach Expertenansicht durchaus Potenzial.
In Bayern könnten nach Einschätzung der Branche deutlich mehr Windräder gebaut werden, als es die Landesregierung bisher vorsieht. Statt der Zahl von rund 500 Windkraftanlagen in den nächsten Jahren geht der Bundesverband Windenergie (BWE) von einem Potenzial von 1200 zusätzlichen Anlagen im Freistaat bis zum Jahr 2030 aus. Bis 2040 wären insgesamt sogar 3000 Windkraftanlagen möglich. Das Konzept will der Verband am Mittwoch vorlegen.
Die von Ministerpräsident Markus Söder genannten 500 neuen Windenergieanlagen entsprächen weder dem Potenzial Bayerns als flächengrößtes Bundesland noch den Herausforderungen, um Klimaneutralität und Versorgungssicherheit für Bayern zu erreichen, sagte der BWE-Landesvorsitzende Bernd Wust. Der Verband rechnet damit, dass die Windenergie bis 2040 einen Anteil von 30 Prozent am bayerischen Strommix haben könne.
2020 lag der Anteil der Windenergie in Bayern nur bei 6,4 Prozent. Der Anteil der erneuerbaren Energien insgesamt lag 2020 nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bei 52,3 Prozent, die meiste grüne Energie kommt aus Wasserkraft und Biomasse. Bei der Windenergie hat Bayern mit der „10-H-Regel“ eine Bremse eingebaut, um Unmut von Anwohner vorzubeugen: Windräder müssen per Luftlinie einen Mindestabstand vom Zehnfachen ihrer Höhe zur Wohnbebauung haben.
Der Windenergie-Verband geht anhand seiner Berechnungen und aktueller Energieprognosen davon aus, dass bis 2040 etwa 120 Terawattstunden (TWh) Strom aus Erneuerbaren Energien gespeist werden können – eine Verdreifachung gegenüber dem Status Quo.
Der Staatsregierung warf Wust Konzeptlosigkeit vor. „Eine faktische Blockade der Windenergie und eine Verklärung Bayerns als Sonnenland bieten keine Zukunftsperspektive“, kritisierte der Verbandschef. Bayern sei nicht nur ein Sonnen-, sondern auch ein Windland. Beide regenerativen Energieträger würden sich geradezu ideal ergänzen. (dpa/lby)