Im Wald haben Zigarettenkippen nichts zu suchen. Nicht nur aus Umweltschutzgründen – sondern auch, weil sonst ganz schnell alles in Flammen stehen kann. Schließlich herrscht in großen Teilen Bayerns am Wochenende hohe Waldbrandgefahr. Es wäre nicht das erste Unglück.
Waldbrandgefahr – da denken viele Menschen an wochenlange Sommerhitze, an vertrocknetes Gras und leere Regentonnen. Aber nicht an Tage, an denen Autofahrer in weiten Teilen Bayerns am Morgen erst das Eis von den Scheiben kratzen müssen. Und doch: Die Waldbrandgefahr steigt in diesen Tagen vor allem in der Nordhälfte des Freistaats auf die vierte von fünf Stufen. Der Graslandfeuerindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) steht bereits flächendeckend in ganz Bayern auf Stufe vier, am Wochenende steigt er auch in den wenigen verbliebenen Fleckchen am Alpenrand auf „hoch“ an.
Der Grund: Es fehlen Regen oder Schnee. „Den März kann man bayernweit als knochentrocken bezeichnen. Das ist noch nicht mal übertrieben“, sagte ein Meteorologe des DWD. „An nahezu allen Stationen ist seit März überhaupt kein Niederschlag gefallen.“ Selbst in der Osthälfte Bayerns, wo mal ein paar Spritzer vom Himmel tröpfelten, kam nicht einmal ein Liter pro Quadratmeter zusammen. „Das ist gar nichts. Normalerweise hätten jetzt schon rund 16 Liter fallen sollen“, schilderte der Fachmann mit Blick auf die langjährigen Durchschnittswerte. Hinzu komme ein trockener Wind.
„Im Wald gilt jetzt äußerste Vorsicht!“, warnte deshalb auch Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU). Die Böden seien vielerorts mit trockenen, leicht entzündlichen Blättern, Zweigen und Nadeln bedeckt. „Schon ein Funke oder eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe kann ausreichen, um einen folgenschweren Brand auszulösen.“ Auch beim Parken heißt es Aufpassen: Heiße Katalysatoren können leicht entzündbaren Untergrund schnell in Flammen setzen.
Mehrere Bezirksregierung haben deshalb bereits Beobachtungsflüge angeordnet. Auf sonnigen Grasflächen sei die Brandgefahr besonders groß; der Nachtfrost reduziere das Brandrisiko nicht, hieß es etwa aus Unterfranken. Zudem sei wegen des anhaltend sonnigen Wetters mit einer großen Zahl an Wochenendausflüglern zu rechnen, betonte die Behörde – und bat, keinesfalls mit offenem Feuer zu hantieren oder zu rauchen. In den Nachmittagsstunden sei die Gefahr besonders hoch.
„Diese Frühjahrstrockenheit ist nichts Ungewöhnliches, das kommt immer mal wieder vor“, ordnete der DWD-Experte ein. In Oberbayern etwa ist bis heute unvergessen, wie zwei Männer in der Silvesternacht 2016 auf dem Jochberg nahe Kochel am See ein Lagerfeuer entzündeten – und damit große Teile des Berges in Brand setzten. Es folgte ein rund eine halbe Million Euro teuerer Großeinsatz, bei dem Hubschrauber mit Wasserbomben die Flammen erst nach Tagen unter Kontrolle brachten.
„Gerade am Endwinter, im Februar und März, sind die Bäume noch nicht so mit Wasser versorgt wie im April und Mai“, gab der DWD-Meteorologe zu bedenken. Während die Waldbrandgefahr am Freitag zunächst vor allem in Ober- und Mittelfranken sowie in der Oberpfalz und Niederbayern auf „hoch“ steigt, kommen am Samstag Unterfranken und nördliche Teile Oberbayerns und Schwabens hinzu.
Am Sonntag sinkt die Warnstufe vielerorts voraussichtlich wieder, weil die Wetterexperten durchziehende Wolken statt strahlendem Sonnenschein prognostizieren. Der Graslandindex, der die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage angibt, bleibt jedoch weiter auf hoch. Denn noch immer ist kein Regen in Sicht: „Erst von Dienstag auf Mittwoch könnte sich die Lage zumindest in Nordbayern etwas ändern, da scheint etwas an Regen hereinzukommen“, sagte der Meteorologe. (dpa/lby)