„Der christliche Glaube ist keine verstaubte Sache, sondern Quelle von Hoffnung und Freude.“ Mit diesen Worten wandte sich Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in der Osternacht an sechs Erwachsene, die im Regensburger Dom das Sakrament der Taufe empfingen. Die feierliche Liturgie, die er gemeinsam mit Weihbischof Dr. Josef Graf, Generalvikar Dr. Roland Batz, Dompropst Dr. Franz Frühmorgen und dem Regensburger Domkapitel zelebrierte, machte die österliche Freude und Hoffnung im vollbesetzten Dom spürbar.
Für eine besonders feierliche Atmosphäre sorgte der Gesang der Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß. An der Orgel begleitete Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber die Liturgie musikalisch.
Licht in der Dunkelheit – der Beginn der Feier
Die Osternacht begann in der sogenannten „blauen Stunde“ mit dem Entzünden des Osterfeuers auf der Südseite des Doms. An dessen Glut wurde die große Osterkerze entzündet und in einer stillen Prozession in den dunklen Dom getragen. Mit dem dreifachen Ruf „Lumen Christi“ verkündete der Diakon das Licht Christi, das anschließend unter den Gläubigen weitergegeben wurde – ein symbolträchtiges Ritual, das den Kirchenraum allein durch den Schein der Kerzen in warmes Licht tauchte.
Die Heilige Schrift als roter Faden der Heilsgeschichte
Im Zentrum der Osternacht stehen die Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament, die den Bogen vom Schöpfungsbericht bis zur Auferstehung Christi spannen. Sie zeigen das Heilswirken Gottes durch die Geschichte hindurch – stets mit Blick auf den Höhepunkt: die Auferstehung Jesu, das Licht der Welt.
„Ostern ist lebendige Gegenwart“ – Die Predigt des Bischofs
In seiner Predigt wandte sich Bischof Voderholzer mit persönlichen Worten an die Taufbewerber und deren Familien. „Ich danke Ihnen im Namen aller Anwesenden für Ihr Zeugnis. Dass wir miterleben dürfen, wie Sie durch Taufe, Firmung und Erstkommunion mit Christus verbunden und Glied der Kirche werden, ist ein Geschenk“, sagte der Regensburger Oberhirte. Ihre Aufnahme in die Kirche mache deutlich, dass Ostern kein vergangenes Ereignis sei, sondern lebendige Gegenwart.
Er erinnerte daran, dass das Zentrum des christlichen Lebens die Auferstehung Christi sei – ein Geschenk neuen und unzerstörbaren Lebens. Mit Blick auf das Evangelium nach Lukas verwies er auf die Frauen, die den Leichnam Jesu am Grab suchten, dort jedoch zwei Engel trafen, die sie zur Verkündigung der Auferstehung aussandten. Die Reaktion der Apostel: Spott. Nur Petrus machte sich auf, fand das leere Grab – und ging „voll Verwunderung, aber noch ohne Glauben“ nach Hause.
Die Auferstehung: keine Einbildung, sondern Begegnung
Bischof Voderholzer räumte in seiner Predigt mit der oft geäußerten Annahme auf, die Auferstehung Jesu sei eine Wunschvorstellung der Jünger gewesen. Das Gegenteil sei der Fall: Die Apostel mussten Schritt für Schritt überzeugt werden – und zwar nicht durch das leere Grab, das viele Deutungen zulasse, sondern durch die persönliche Begegnung mit dem Auferstandenen. Diese Begegnung habe ihren Glauben begründet und gefestigt, so wie es die Apostelgeschichte über die 40 Tage nach Ostern beschreibt.
Besonders hob Voderholzer die Emmaus-Geschichte im Lukas-Evangelium hervor, die traditionell am Ostermontag gelesen wird. Zwei Jünger begegnen dort dem Auferstandenen, erkennen ihn jedoch erst beim Brotbrechen. Diese Szene verdeutlicht, dass der Glaube nicht auf Wissen allein basiert, sondern auf persönlicher Erfahrung mit Christus.
Petrus als Schlüsselfigur der Auferstehung
Im Zentrum der österlichen Verkündigung steht für den Regensburger Bischof der Apostel Petrus. „Er ist der wichtigste Zeuge der Auferstehung“, betonte er. Das älteste Ostercredo, das am Ostermontag verlesen wird, fasst dies zusammen: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, ist begraben worden und am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf“ (1 Kor 15,3b-5).
Das griechische Wort „ophte“, das für „Erschien“ steht, bedeutet ein „Sich-zu-erkennen-Geben“. Diese göttliche Initiative sei es, die aus furchtsamen Männern mutige Verkünder machte. „Die Kirche ist apostolisch“, sagte Voderholzer. „Sie lebt von der Begegnung und vom Zeugnis.“ Auch die Täuflinge hätten ihren Weg zum Glauben durch das Vorbild und die Begleitung anderer Christen gefunden.
Ein Domspatz unter den Täuflingen – und ein Jubiläum
Besonders freute sich der Bischof über einen Täufling, der als Sänger bei den Regensburger Domspatzen aktiv ist und sich aus eigenem Wunsch taufen ließ. In Anspielung auf das 1.050-jährige Bestehen des Chores sprach Voderholzer von einem möglichen Höhepunkt des Jubiläumsjahres. Die Gemeinschaft im Chor, die Schule und die Liturgie weckten die Sehnsucht, „ganz zu Christus zu gehören“.
Ein symbolträchtiges Datum: 20 Jahre Papst Benedikt XVI.
Die Osternacht 2025 fiel auf ein besonderes historisches Datum: Genau vor 20 Jahren, am 19. April 2005, wurde der damalige Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt und nahm den Namen Benedikt XVI. an. Voderholzer erinnerte an dessen Verbundenheit mit Regensburg – sowohl durch seine Professur an der Theologischen Fakultät als auch durch seinen Bruder Georg Ratzinger, der viele Jahre Domkapellmeister war.
Auch die persönliche Taufgeschichte des emeritierten Papstes ist bemerkenswert: Er wurde 1927 an einem Karsamstag geboren und noch am selben Tag mit dem geweihten Osterwasser getauft – eine Erfahrung, auf die er zeitlebens stolz war. Voderholzer empfahl den Neugetauften die theologische Tiefe Benedikts als geistliche Nahrung für ihr Glaubensleben.
Tradition und Gemeinschaft
Mit dem geweihten Chrisam, das am Montag der Karwoche in der Chrisammesse gesegnet wurde, salbte Bischof Voderholzer die Täuflinge und sprach den traditionellen Speisesegen über die mitgebrachten Osterspeisen, die in kunstvoll geschmückten Körben vor dem Altar aufgestellt waren.
25 Taufen im Bistum Regensburg
Insgesamt 25 Erwachsene empfangen in diesem Jahr im Bistum Regensburg das Sakrament der Taufe – 16 davon in der Osternacht in den Pfarreien, drei weitere in der Osterzeit. Die Taufe in der Osternacht gehört zu den ältesten Traditionen des Christentums und erinnert an die Taufe Jesu im Jordan. Seit den Anfängen der Kirche markiert sie den feierlichen Eintritt in die Gemeinschaft, die Gott selbst in Jesus Christus gestiftet hat.
Text: Christian Beirowski