Kirchenthumbach: Offener Brief zum Umgang mit Wölfen

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Die Gemeinde Kirchenthumbach hat einen offenen Brief zum Wolf-Problem an Behörden und die Presse gesendet, um die Anliegen und Sorgen der einheimischen Bevölkerung und der Tierhalter zum Ausdruck zu bringen: 

Wolfssichtungen in der Marktgemeinde Kirchenthumbach

Sehr geehrte Damen und Herren, der Marktgemeinderat von Kirchenthumbach wendet sich mit diesem offenen Brief an Sie, um auf die aktuelle Situation bezüglich der Ausbreitung des Wolfs in der Region um Kirchenthumbach vor allem in den Ortsteilen Sassenreuth und Thurndorf aufmerksam zu machen.

Kirchenthumbach, umgeben von den Revieren dreier Wolfsrudel, befindet sich in einer einzigartigen und herausfordernden Lage. In unserer Gemeinde, die aus vielen kleinen Ortsteilen und Weilern besteht, beobachten wir zunehmend Wölfe, die durch unsere Ortschaften streifen, über Spielplätze laufen und sich mit wenig Scheu gegenüber Menschen zeigen. Zusätzlich hat es bereits einen nachgewiesenen Nutztierriss (Schafe) gegeben. Die Bedrohung, durch die sich massiv ausbreitenden Wölfe, betrifft alle Formen der Weidetierhaltung und setzt eine Haltungsform in Gefahr, die einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Zudem zählt die Weidewirtschaft zu den natürlichsten und artgerechtesten Tierhaltungsformen. Mit der Rückkehr des Wolfes, verbunden mit seinem Schutzstatus, wird somit die von der Gesellschaft gewünschte Weidehaltung in Frage gestellt. Unsere Weidetierhalter sind besorgt um die Sicherheit ihrer Tiere und sehen sich mit erheblichen wirtschaftlichen Risiken konfrontiert.

Die Folgen dieser Entwicklungen sind weitreichend und betreffen alle Teile unserer Gemeinschaft. Viele Menschen sind unsicher im Umgang mit Wölfen und haben Angst vor Begegnungen, insbesondere wenn Kinder dabei sind. Das sehr beliebte Naherholungsgebiet rund um den Kitschenrain mit seinem Aussichtsturm, der GEO-Wanderweg und andere Waldgebiete werden von vielen Bürgerinnen und Bürgern gemieden. Junge Familien mit Kinderwägen meiden gänzlich das Gebiet.

Auch Jäger und Jagdgenossen sehen die Ausübung ihrer Tätigkeit gefährdet, Wolfsrisse bei Rehwild sind an der Tagesordnung. Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass es zukünftig zu großen Problemen bei der Verpachtung von Jagdrevieren kommt, was sich ebenfalls auf den Wegebau und die Pflege des Waldes auswirkt.

Angesichts dieser Situation fordern wir die Einführung eines aktiven Bestandsmanagements, das den Interessen aller Beteiligten gerecht wird und die Wolfspopulation in einem ausgewogenen Verhältnis hält. Es müssen zudem sinnvolle und unbürokratische Regelungen bei der Schadensregulierung sowie bei der Beantragung von Schutzmaßnahmen eingeführt werden. Eine umfassende Information der Bevölkerung ist notwendig, um Ängste abzubauen und den richtigen Umgang mit Wölfen zu vermitteln.

Das Thema bewegt unsere Bürgerinnen und Bürger sehr. Dies zeigt sich bei vielen Diskussionen und Wortmeldungen bei Versammlungen. Einige haben mittlerweile auch das Gefühl, dass ihre Sorgen bei den Verantwortlichen nur wenig Gehör finden.

Wir hoffen, dass Sie, als Entscheidungsträger, zusammen, aktiv und mit Nachdruck an Lösungen arbeiten, die sowohl den Schutz der Wölfe, aber auch die Sicherheit und das Wohlbefinden der Menschen in unserer Region gewährleisten.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen

Der Marktgemeinderat Kirchenthumbach