Vor vier Jahren hat Trump seine Wahlniederlage nicht akzeptiert – und so die US-Demokratie ins Wanken gebracht. Nun sieht es so aus, als setze er vorsichtshalber schon mal auf eine ähnliche Strategie.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat am Wochenende vor der US-Wahl vorsorglich Zweifel an einer möglichen Wahlniederlage gesät und unbelegte Betrugsvorwürfe erhoben. Bei einem Wahlkampfauftritt im stark umkämpften Bundesstaat Pennsylvania nannte er die Demokraten eine „dämonische Partei“ und unterstellte ihnen in länglichen Ausführungen, bei der Präsidentschaftswahl am Dienstag (5. November) zu betrügen. Dem Sender ABC News sagte der 78-Jährige, dass er davon ausgehe, dass der Sieger des Rennens ums Weiße Haus noch in der Wahlnacht feststehen werde.
Dass der Ex-Präsident so kurz vor dem Wahltag in dieser Ausführlichkeit Wahlbetrugs-Ängste schürt, dürfte kein Zufall sein – und erinnert an sein Vorgehen vor vier Jahren. Noch in der Wahlnacht erklärte sich Trump 2020 zum Sieger – und forderte einen Stopp der Stimmauszählung, als er vorübergehend vor seinem Herausforderer Joe Biden lag. Seine Wahlniederlage erkennt er bis heute nicht an. In den USA wird befürchtet, dass Trump diese Strategie nun wiederholen könnte. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Ergebnis der Wahl nicht innerhalb weniger Stunden nach Schließung der Wahllokale feststehen wird. Besonders die Briefwahlstimmen verzögern den Auszählungsprozess in einigen Staaten.
Trump: USA sind ein besetztes Land
Trump spielte bei seinen Wahlkampfauftritten außerdem wieder mit den Ängsten der Menschen in den USA und zeichnete das Bild eines „Landes im Niedergang“. Er sagte: „Wenn ich gewinne, wird das amerikanische Volk wieder die Herrschaft über dieses Land übernehmen. Die Vereinigten Staaten sind jetzt ein besetztes Land.“ Seine demokratische Rivalin Kamala Harris beleidigte er in üblicher Manier. „Sie hat keinen blassen Schimmer. Sie ist wie ein Kind, wenn es um die Wirtschaft geht“. Bei der Abstimmung läuft es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der US-Vize und Trump hinaus.
Umfragen sagen auch in den besonders umkämpften Swing States knappe Rennen voraus – beide liegen in Umfragen dort ungefähr gleich auf. Deshalb konzentrieren sich die beiden Kandidaten auf den letzten Metern auch besonders auf diese Bundesstaaten. Für Trump standen am Sonntag neben Pennsylvania noch Georgia und North Carolina auf dem Programm. Harris war in Michigan unterwegs.
Harris bekommt Unterstützung von Obama und Stars
In Milwaukee im Swing State Wisconsin machte der frühere US-Präsident Barack Obama Wahlkampf für Harris. „Sie sind vielleicht nicht mit jeder Entscheidung einverstanden, die sie trifft“, sagte Obama über die US-Vize. Aber sie werde sich für die Menschen im Land einsetzen. Über Trump spottete der 63-Jährige: Dieser wisse nicht einmal, wie man einen platten Reifen wechsele. „Donald Trump hat 400 Millionen Dollar von seinem Daddy bekommen. So ist er reich geworden.“ Dennoch habe er mehrfach Konkurs anmelden müssen, so Obama über seinen Nachfolger im Weißen Haus.
Trump habe die gute Wirtschaft damals nur von ihm geerbt. Das Benzin sei am Ende seiner Präsidentschaft nur günstig gewesen, weil wegen der Corona-Pandemie alle zu Hause gesessen hätten und es keine Nachfrage gegeben habe. Obama sprach auch direkt schwarze Wählerinnen und Wähler an und Menschen mit Wurzeln in Lateinamerika. „Warum glauben Sie, dass die Antwort darin besteht, für jemanden zu stimmen, der eine lange Geschichte der Erniedrigung und Missachtung Ihrer Gemeinschaften hat?“, fragte er.
Harris kann in diesen Tagen neben Obama noch mit weiterer prominenter Unterstützung im Wahlkampf-Endspurt rechnen. Harris‘ Wahlkampfteam zufolge wird die 60-Jährige bei Auftritten am Montagabend (Ortszeit) in Philadelphia und Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania gemeinsam mit den Künstlerinnen Lady Gaga und Katy Perry auf der Bühne stehen. Auch US-Talkmasterin Oprah Winfrey und Sänger Ricky Martin werden erwartet. Für Trump rührte am Sonntag unter anderem sein Sohn Don Jr. die Werbetrommel. Er absolvierte mehrere Auftritte mit Trumps Vizekandidaten J.D. Vance.
Kennedy will Fluorid aus Trinkwasser entfernen
Ein Unterstützer Trumps machte am Wochenende Wirbel mit einem Vorschlag zur Gesundheit. Robert F. Kennedy Jr. aus der prominenten Kennedy-Familie kündigte an, dass bei einem Wahlsieg Trumps Fluorid aus dem Trinkwasser entfernt werden solle. Trump hatte zuvor gesagt, dass der bekannte Impfgegner Kennedy mit einer Rolle in der Gesundheitspolitik betraut werden solle.
Mit seinem ersten gesundheitspolitischen Vorschlag sorgte er für Schlagzeilen in den USA. Hier wird – anders als in Deutschland – Trinkwasser zusätzlich mit Fluorid versetzt. Die Gesundheitsbehörde empfiehlt das zum Schutz der Zähne. Fluorid findet sich oft auch in Zahnpasta. Kennedy schrieb, Fluorid sei verantwortlich für Knochenkrebs, Entwicklungsstörungen oder Schilddrüsenerkrankungen. Die CDC schreibt: „Geringe Mengen Fluorid tragen zur Vorbeugung von Karies bei, aber hohe Mengen können der Gesundheit schaden.“ Trump sagte auf die Pläne Kennedys angesprochen: „Das klingt ok für mich.“ (dpa)