Gedankenreiches Fantasy-Spektakel: «Hagen – Im Tal der Nibelungen»

Sex, Suff und Machtgerangel – sehr viel mehr haben die als Nibelungen berühmt-berüchtigten Mannen nicht zu bieten. Das jedenfalls legt die Neuverfilmung des Nibelungenliedes zunächst nahe.

Die üppige Kino-Saga holt die Figuren in die Wirklichkeit. Im 19. und im 20. Jahrhundert galt der vor etwa neunhundert Jahren niedergeschriebene Text den Deutschen als Nationalepos. Drachentöter Siegfried wurde als Nationalheld verklärt. Von derlei Verlogenheit bleibt in diesem Film erfreulicherweise nichts übrig. Im Gegenteil: Reaktionäres nationalistisches Dumpfbacken-Geschwafel wird locker zerpflückt.

Über allem liegt ein märchenhaftes «Es war einmal …»: Drachentöter Siegfried (Jannis Niewöhner) will angeblich nur Gutes. Am Hof des Burgunderkönigs Gunter (Dominic Marcus Singer) wird er als tapferer Recke gefeiert. Kriemhild (Lilja van der Zwaag), die Schwester des Königs, schenkt ihm ihr Herz. Doch Waffenmeister Hagen (Gijs Naber) durchschaut den Krieger. Er sieht das Böse hinter den hübschen Masken. Aber ist Hagen selbst ein Ehrenmann? Letztlich geht es auch ihm nur um das eigene Wohl.

(Hagen – Im Tal der Nibelungen, Deutschland 2024, 135 Min., FSK ab 12, von Cyrill Boss und Philipp Stennert, mit Gijs Naber, Jannis Niewöhner, Rosalinde Mynster)  (dpa)