Die Dokumentation zeigt den Alltag einer Schulklasse. Das ist verblüffend spannend, gefühlvoll und lehrreich zugleich. Der Film nimmt den Zuschauer mit ins Klassenzimmer.
Selten ist ein Dokumentarfilm derart packend wie «Favoriten». Drei Jahre hat die renommierte österreichische Filmemacherin Ruth Beckermann («Waldheims Walzer») in einer Grundschule im Wiener Stadtbezirk Favoriten gedreht. Die Schülerinnen und Schüler sind Anfangs um die sieben, am Ende des Films etwa zehn Jahre alt. Mit einem Höchstmaß an Feingefühl wird gezeigt, wie sie zusammen mit ihrer engagierten Lehrerin manche Licht- und viele Schattenseiten des westeuropäischen Bildungssystems erleben.
Der Film kommt ohne jeden Kommentar aus. Nie wird ein pädagogischer Zeigefinger erhoben. Ruth Beckermann zeigt ungeschminkte Wirklichkeit. Dazu gehört, dass in Favoriten viele Familien mit Migrationshintergrund leben. Deutsch ist für nicht wenige Kinder eine Fremdsprache. Oft flammen kulturelle Unterschiede auf. All dies wird in subtilen Beobachtungen und pointierten Momentaufnahmen gezeigt. Weil völlig ungekünstelt, ist das von großer Spannung, emotionalem Reichtum und verblüffend unterhaltsam.
Der Film macht eindringlich klar, welche enorme Bedeutung Erziehung und die Vermittlung von Wissen für junge Menschen und damit für die Zukunft der Demokratie haben. Das Publikum wird gleichsam in die Klasse aufgenommen, lacht und weint mit den Kindern und ihrer engagierten Lehrerin mit. Näher können Menschen, die selbst keine Schule mehr besuchen oder dort arbeiten, der Realität des westeuropäischen Schulsystems nicht kommen. (dpa)