Die Bäume blühen, auf den Feldern sprießt es, die ersten Badegäste stürzen sich in noch kühle Fluten: Es ist sommerlich schön und sehr warm – und das Anfang April. Der Klimawandel allein ist es nicht.
Sonne satt, frisches Grün, blühende Bäume: In Teilen Bayerns war es an diesem Wochenende vermutlich so warm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im ersten April-Drittel. Am Sonntag wurde im oberbayerischen Rosenheim ein vorläufiger Spitzenwert von 28,2 Grad gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Abend informierte. Der bisher höchste in der ersten Dekade des Monats vom 1. bis 10. April gemessene Wert im Freistaat lag deutlich darunter: Im Jahr 1961 waren in Wasserburg 26,8 Grad registriert worden. Biergärten und Eisdielen waren am Sonntag gut besucht; auf den Seen waren Segler, Surfer und Stand-up-Paddler unterwegs, mancher schlüpfte auch schon in die Badehose.
Auch am Samstag war es sommerlich warm. In Regensburg wurde ein vorläufiger Spitzenwert von 27,9 Grad gemessen. Den zweithöchsten Wert verzeichneten die Meteorologen am Samstag mit 27,8 Grad in Wielenbach im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau unweit des Starnberger Sees. Unter anderem in den Städten Rosenheim und Mühldorf am Inn sowie im unterfränkischen Kitzingen waren es 27,4 Grad. Bei all diesen Werten handelt es sich um vorläufige Daten, die nochmals überprüft werden.
Die fast hochsommerlichen Temperaturen sind den Experten zufolge nicht allein mit dem Klimawandel zu erklären. Verantwortlich für das ungewöhnlich warme Wetter sind laut DWD Hoch „Olli“ und Sturmtief „Timea“. Beide pumpen den Meteorologen zufolge subtropische Warmluft von Südwesten Richtung Deutschland.
Der Leiter der Regionalen Wetterberatung München, Guido-Peter Wolz, hatte vor dem Wochenende von einer regelrechten „Temperaturexplosion“ gesprochen. Ein Faktor ist nach seinen Worten auch ein zu warmer Atlantik, gepaart mit der Strömung aus Südwesten, die durch das Orkantief westlich von Irland noch verstärkt werde. Hinzu komme auch die Sonne. Schleierwolke und Saharastaub trübten aber die Sonnenstrahlen – und hemmten so auch einen weiteren Anstieg der Temperaturen.
Auch in München wurde laut DWD am Samstag der bisherige Rekord gebrochen: Dort zeigte das Thermometer bis zu 27,1 Grad. Bisher wurden in der ersten April-Dekade maximal gut 25 Grad gemessen: Im Jahr 1953 waren es 25,5 Grad, und im Jahr 2011 waren es 25,2 Grad. Am Sonntagnachmittag lag die Temperatur in der Landeshauptstadt bei 26,5 Grad.
An der Zugspitze blieb es kühl. Bis Samstagabend registrierte der DWD dort 6,1 Grad. In der Nacht sei der Wert allerdings weiter auf 6,4 Grad gestiegen. Der bisherige Rekord dort – allerdings für den gesamten April – lag bei 9,3 Grad im Jahr 1985. Der Wert wurde dieses Jahr schon erreicht: am 1. April – dem Ostermontag – bei Föhn.
An Deutschlands mit 2962 Metern höchstem Berg läuft noch bis zum 1. Mai der Skibetrieb. Eingefleischte Brettlfans zogen am Sonntag bei strahlendem Wetter und guten Schneeverhältnissen ihre Kurven, an den Liften war nur mäßiger Betrieb. Eher wenige Menschen suchten bei fast 30 Grad noch das Wintergefühl.
Das sommerliche Wetter lockte vielmehr zahlreiche Sonnenhungrige in die Biergärten und zu den Eisdielen, in Parks und an Seen. Mancher packte den Liegestuhl aus, am Flaucher an der Isar räkelten sich am traditionellen FKK-Strand die Nackten. Die Wasserwacht und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern warnten davor, insbesondere nach einem längeren Aufenthalt in der Sonne in die noch sehr kühlen Gewässer zu springen. Bis Sonntag gab es allerdings nach Angaben eines DLRG-Sprechers keine Unfälle.
Die Wassertemperaturen lagen teils um die zehn Grad, gerade kleinere Gewässer erwärmten sich jedoch schneller. Der Deiniger Weiher bei München etwa hatte an der Wasseroberfläche etwa 16 Grad. Gerade an den schon wärmeren Gewässern zogen Schwimmer erste Bahnen. Schon im Februar und März sei es in Bayern viel zu mild gewesen, der Trend setze sich fort. Eine Prognose für den Sommer könne man daraus jedoch nicht geben. Hierfür sei es zu früh. (dpa/lby)