Das bayerische Handwerk macht trotz Wirtschaftsflaute noch gute Geschäfte, aber die Auftragspolster werden dünner. Der Bayerische Handwerkstag (BHT) rechnet preisbereinigt mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent für das Gesamtjahr. „Die Beschäftigung dürfte ebenfalls leicht rückläufig sein“, teilte der BHT am Mittwoch in München mit.
Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl sagte, 84 Prozent der befragten Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut oder befriedigend. Im Vorjahresvergleich dürften die Einnahmen zwischen Juli und September nominal um 5,7 Prozent auf 39,3 Milliarden Euro gestiegen sein. Inflationsbereinigt sei das allerdings ein Minus von 1,3 Prozent.
Die Betriebsauslastung sank «um 1 Punkt auf immer noch zufriedenstellende 80 Prozent». Aber das schwache Konsumklima, verhaltene Investitionen der Unternehmen und die hohe Unsicherheit mit Blick auf die künftigen Energiekosten ließen den Auftragsbestand im bayerischen Handwerk weiter schrumpfen von durchschnittlich 10 Wochen auf nun noch 9,4 Wochen.
Für das Schlussquartal zeigten sich die befragten Betriebe pessimistisch: Nur 8 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage bis zum Jahresende, 26 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
Nach Schätzungen des BHT sind noch 965.000 Menschen im bayerischen Handwerk tätig. Binnen Jahresfrist ist das ein Minus von 1 Prozent. „Bis Ende September haben die Handwerkskammern in Bayern 24.580 neue Lehrverträge registriert. Das entspricht ziemlich genau dem Stand des Vorjahres“, sagte Hauptgeschäftsführer Frank Hüpers. Auch nach Beginn des Ausbildungsjahres würden weiterhin Verträge abgeschlossen: „Es gibt noch viele offene Lehrstellen.“
Erfreulich stabil sei die Bereitschaft der bayerischen Handwerksbetriebe zu Investitionen: 37 Prozent der Befragten investierten im vergangenen Quartal in ihre Unternehmen.
Mit Blick auf die Politik kritisierte Peteranderl zu viel Bürokratie. Gerade kleine Betriebe bräuchten „dringend mehr Zeit in der Werkstatt und beim Kundendienst, anstatt Dokumentationen zu erstellen oder Berichtspflichten zu erfüllen“, mahnte er. Für Aufbruchstimmung im Land wäre eine mittelstandsfreundliche Standortpolitik ein guter Anfang. In Bayern gibt es rund 210.000 Handwerksbetriebe. (dpa)