Tiefe Risse durchziehen die Böden in Bayern, die Wiesen ähneln Steppen und es wächst kaum frisches Gras nach. Bayerns Landwirte erwartet ein neuer, extrem trockener Sommer. Was heißt das für die Verbraucher?
Kaum Regen, dafür ein stetiger Wind und hohe Temperaturen: Bayerns Landwirtschaft ächzt erneut unter Trockenheit. Frühe Kulturen wie Wintergerste oder Raps hätten den Regen aus dem Frühjahr gut nutzen können, Sorge gebe es aber um den Weizen und die Kartoffeln, sagte Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV). „Zu den fehlenden Niederschlägen kommt eine hohe Verdunstung durch den andauernden Wind, und in der kommenden Woche werden auch noch weiter steigende Temperaturen erwartet. Keine guten Aussichten.“
Der Wind habe die obersten Bodenschichten sehr stark austrocknen lassen, in Franken bis in 40 Zentimeter Tiefe, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Damit zeigt sich wie schon in den Jahren zuvor: Nordbayern ist von Trockenheit stärker betroffen als der Süden des Freistaats. In südlichen Regionen hatte es beispielsweise im Vorjahr deutlich häufiger geregnet.
Welche Auswirkungen auf den Ertrag und die Qualität der Ernte in diesem Jahr zu erwarten sind, ließ Huber zunächst offen. Auch die Preisentwicklung sei noch nicht abzusehen. Regionale Ernten spielten für die Getreidepreise nur eine untergeordnete Rolle, sagte Huber. Viel wichtiger seien globale Einflüsse: „Aktuell überdeckt der Krieg in der Ukraine fast alle anderen Fundamentalfaktoren.“
Mit Auswirkungen der derzeitigen Situation auf die Verbraucher rechnet der bayerische Müllerbund nicht. Man erwarte keine Engpässe, teilte Geschäftsführer Josef Rampl mit. Menge und Qualität von Getreide seien schon seit jeher von den Witterungsbedingungen abhängig und „können von Jahr zu Jahr natürlichen Schwankungen unterliegen“, betonte Rampl. Bayern sei ein hervorragendes Getreideanbaugebiet.
In diesem Jahr konnten Kulturen wie Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln wegen des kühlen Frühjahrs erst spät ausgebracht werden, wie der Ministeriums-Sprecher betonte. Der nun fehlende Regen hat auch Folgen für sie: Die Pflanzen haben noch kein in die Tiefe reichendes Wurzelwerk gebildet und können deshalb das Wasser in den unteren Bodenschichten nicht erreichen.
Wintergerste befinde sich bereits im Stadium der Abreife, hier habe sich die Trockenheit nicht so stark bemerkbar gemacht, hieß es aus dem Ministerium. Weizen, Triticale, Sommergerste und Roggen befänden sich aber aktuell in der Kornbildungsphase. Hier könne Trockenstress sich negativ auswirken.
Mit dem ersten Schnitt Grünland waren die Landwirtinnen und Landwirte zufrieden. „Jetzt fehlt aber auch auf dem Grünland das Wasser, und wir sehen viele braune Flächen. Wenn Regen ausbleibt, kann es auch heuer wieder bei dem ein oder anderen eng werden mit der Grundfutterversorgung“, sagte BBV-Experte Huber.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Bauern unter Trockenheit zu leiden. Nach Zahlen des Landesamts für Statistik fiel die Getreideernte 2022 unterdurchschnittlich aus: 6,2 Millionen Tonnen Getreide wurden auf Bayerns Felder gedroschen, das waren 5,7 Prozent weniger als der Mittelwert der Jahre 2016 bis 2021.
Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa Forschern zufolge deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden. (dpa/lby)