Es ist wieder soweit: Die Erwartungen der Parteien an den politischen Aschermittwoch im Jahr der Bayern-Wahl sind hoch. Entsprechend hochkarätig sind die Hauptredner – aber nicht bei allen Parteien.
Nach zwei Jahren Pause laden die Parteien in Bayern wieder zu ihren traditionellen Aschermittwochs-Kundgebungen ein. Allein die CSU in Passau erwartet – wie zuletzt 2020 – wieder mehrere tausend Besucher. 2022 war der politische Aschermittwoch wegen des russischen Kriegsbeginns gegen die Ukraine komplett ausgefallen. Im Bundestagswahljahr 2021 hatte es wegen der Corona-Pandemie lediglich eine abgespeckte digitale Version mit Reden per Livestream gegeben.
Der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen dürften am Mittwoch auch viele der Aschermittwochs-Reden beherrschen. Zudem werden sich die Blicke auch auf die bayerische Landtagswahl am 8. Oktober richten.
Bei der CSU in der Passauer Dreiländerhalle ist Parteichef und Ministerpräsident Markus Söder der Hauptredner. Die Ampel-Parteien bieten bundespolitische Prominenz auf – mit einer Ausnahme. Bei den Grünen in Landshut wird die Bundesvorsitzende Ricarda Lang als Rednerin erwartet, bei der FDP in Dingolfing Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Lediglich die SPD in Vilshofen setzt ganz auf ihren Spitzenkandidaten Florian von Brunn.
Der CSU-Koalitionspartner, die Freien Wähler, treffen sich in Deggendorf. Neben Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger steht dort Umweltminister Thorsten Glauber auf der Rednerliste. Bei der Linken in Passau wird die Bundesvorsitzende Janine Wissler als Hauptrednerin erwartet. Die AfD in Osterhofen hat die beiden Landesvorsitzenden Andreas Lichert aus Hessen – auch dort ist dieses Jahr Landtagswahl – und Stephan Protschka aus Bayern als Hauptredner angekündigt.
Die Erwartungshaltung vieler Besucher ist klar: Es soll möglichst kräftig zur Sache gehen – und hart gegen den politischen Gegner ausgeteilt werden. In einem Landtagswahljahr sowieso und umso mehr.
Der politische Aschermittwoch hat in Bayern eine lange Tradition. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich im niederbayerischen Vilshofen an diesem Tag die Bauern zum Viehmarkt getroffen. Dabei feilschten sie nicht nur um Tierpreise, sondern nahmen beim Bier auch die königlich-bayerische Regierung ins Visier. 1919 lud der bayerische Bauernbund anlässlich des Viehmarkts dann erstmals zu einer Kundgebung – das Politspektakel war geboren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der politische Aschermittwoch von der Bayernpartei wiederbelebt, die ihre Veranstaltung zu deftigen Angriffen auf die CSU nutzte. Die Christsozialen stiegen wenig später in die Tradition ein. Heute ist der Aschermittwoch ein mediales Politspektakel, das keine Partei auslassen kann. Kundgebungen gibt es nicht mehr nur in Niederbayern, sondern auch bayern- und bundesweit. (dpa/lby)