Zehntausende feiern bei Rock im Park in Nürnberg – ausgelassen und weniger wild als in früheren Jahren. Die größte Herausforderung für die Veranstalter steht jedoch noch bevor.
70 Bands an drei Tagen, Tanzen bis spät in die Nacht, extravagante Kostüme und viel, viel Sonne – bei bestem Festival-Wetter haben rund 70.000 Musikfans bei Rock im Park in Nürnberg ausdauernd gefeiert. Dabei waren sie nach Angaben der Polizei deutlich vernünftiger und friedlicher als in früheren Jahren. Die Rettungskräfte mussten vor allem Feierende wegen Schürfwunden und kleinerer Verletzungen behandeln. Und auch der Alkohol-Pegel hielt sich den Angaben nach bei den meisten in Grenzen.
Am letzten Festivaltag, am Sonntag, strömten die Besucherinnen und Besucher bereits ab der Mittagszeit vor die Bühnen, um sich bei den Rockbands Hot Milk und Fever 333 warm zu tanzen. Am Abend sollte unter anderem die US-Rockband Foo Fighters sowie die deutschen Rapper Apache 207 und Finch auftreten. In der Eifel stieg seit Freitag zeitgleich das Zwillingsfestival Rock am Ring, bei dem zeitversetzt dieselben Bands spielten.
Während die ersten Besucherinnen und Besucher in Nürnberg am Sonntag schon kräftig feierten, stärkten sich Fine und Sophie aus Jena am frühen Nachmittag erstmal mit Pizza und Falafel im Schatten. „Wir sind schon seit Donnerstag da, deshalb sind wir schon ganz schön platt“, sagte die 22-jährige Sophie. „Aber heute müssen wir noch einmal voller Energie sein“, meinte ihre Freundin.
Von Tag zu Tag seien mehr Musikfans zu dem Festival gekommen, sagte Veranstalter-Sprecherin Carolin Hilzinger. Am Ende waren es dann mehr als der Veranstalter zunächst erwartet hatte. Möglicherweise war das Wetter ein Grund dafür, dass sich so viele noch spontan entschieden.
„Wir haben dieses Jahr Traum-Wetter für ein Festival“, sagte Sohrab Taheri-Sohi vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), das die Rettungseinsätze auf dem Gelände leitete. Das ganze Wochenende blieb es trocken, sonnig und warm – manchmal im Gedränge schon fast zu warm. Zwischen den Auftritten bildeten sich lange Schlangen an den Wasserstellen, wo die Verschwitzten ihre Trinkbeutel auffüllten. Manchen hielten gleich den ganzen Kopf drunter. Die Rettungskräfte mussten immer wieder Leute behandeln, die wegen zu viel Sonne unter anderem über Kopfschmerzen und Übelkeit klagten.
Die wichtigsten Accessoires waren an dem Wochenende – zum Teil recht ausgefallene – Sonnenhüte und durchsichtige Umhängetaschen, aus denen die Feiernden regelmäßig Sonnencreme holten, um sich mit einer dicken Schicht einzuschmieren. Trotz Hitze trugen manche auch kuschelige Tier-Kostüme, Dirndl oder kamen als Jesus-Darsteller in langem Gewand. Auch auf der Bühne zeigten sich manche Musikerinnen und Musiker in fantasievollen Outfits. So trug das deutsche Indie-Pop-Trio Blond blumenartige Tüllumhänge, der US-Rapper Machine Gun Kelly fiel mit einer seltsamen Mütze-Schal-Kombi auf.
Fast 1600 Notfälle zählte das BRK bis Sonntagmorgen – und damit weniger als im Vorjahr. Einem Mann retteten die Einsatzkräfte allerdings das Leben – dieser sei leblos umgefallen, Rettungskräfte seien schnell zur Stelle gewesen und konnten ihn reanimieren. „Wir hoffen, dass es insgesamt so ruhig bleibt“, sagte Taheri-Sohi. Am Sonntag seien noch mal deutlich mehr Leute auf dem Gelände unterwegs, vor allem eher junge, die wegen der Rapper Finch und Apache 207 gekommen seien.
Mit dem Festival-Ende in der Nacht zum Montag stehen die Veranstalter allerdings vor der größten Herausforderung: Denn nach Rock im Park ist vor dem Evangelischen Kirchentag, der am Mittwoch in Nürnberg beginnt. Große Teil des Geländes müssten deshalb bis Dienstag geräumt sein, sagte Hilzinger. Sobald auf den Bühnen die letzten Lieder verklingen, sollten deshalb unter Hochdruck die Abbau- und Aufräumarbeiten beginnen. (dpa/lby