Rami Malek wird in «The Amateur» vom Nerd zu 007

Ein Datenprofi, der sich mit übermächtigen Gegnern anlegt: Mit einer solchen Rolle nimmt die Karriere von Rami Malek 2015 Fahrt auf. Zehn Jahre später wandelt sich Malek zum Killer - an nur einem Tag.

Charlie Heller führt ein schlichtes Leben: Mit Ehefrau Sarah lebt der Computer-Spezialist einsam auf dem Land, reist nicht gern und decodiert für die CIA verschlüsselte Informationen in einem Büro im fünften Untergeschoss. Doch eines Tages wird sein Leben auf den Kopf gestellt - und Heller wandelt sich zum rachsüchtigen Action-Helden.

Der Spionage-Thriller «The Amateur», der auf dem gleichnamigen Buch von Robert Littell aus dem Jahr 1981 basiert, hält einen ungewöhnlichen Twist bereit. Denn anders als Filmagenten wie James Bond oder Jason Bourne eliminiert Charlie Heller (Rami Malek) seine Kontrahenten nicht im Nahkampf oder Kugelhagel, sondern vor allem mit Hilfe seines Intellekts.

Der Computer-Nerd mit einem IQ von 170, der außerhalb seiner Abteilung wenig Beachtung beim US-Geheimdienst findet, entdeckt eines Tages einen handfesten Skandal, der von seinen Führungskräften vertuscht wird. Just am selben Tag wird Sarah (Rachel Brosnahan) in London von Terroristen erschossen. Die CIA bleibt bei der Aufarbeitung weitgehend untätig.

Heller will seine Bosse erpressen und dazu zwingen, ihn zum Agenten auszubilden, damit er die Mörder seiner Frau selbst finden und zur Strecke bringen kann. Die willigen zunächst widerwillig ein, nur um den unbequemen Mitarbeiter später selbst zu jagen, in Person von Hellers Ausbilder Henderson (Laurence Fishburne).

Erinnerungen an «Mr. Robot»

Oscar-Preisträger Malek («Bohemian Rhapsody») kehrt quasi zu den Anfängen seiner Karriere zurück. In der Thriller-Serie «Mr. Robot» spielte der 43-Jährige von 2015 bis 2019 einen in sich gekehrten IT-Sicherheitsspezialisten und Hacker, der es mit der gesamten Weltwirtschaft aufnimmt. Für den US-Amerikaner und späteren Bond-Bösewicht war die Serie der Durchbruch.

In «The Amateur» gibt Malek den brillanten und verletzlichen Protagonisten erneut überzeugend. Nach seinem eintägigen Agententraining und mit Hilfe von Youtube-Tutorials schafft es der verzweifelte Heller nach und nach, Mitglieder der Terrorgruppe aufzuspüren und zu eliminieren. Dafür reist er 007-typisch durch mehrere Länder, unter anderem Frankreich, Spanien und die Türkei.

Ein Verlust, der das Wesen verändert

Der britische Regisseur James Hawes, der sich vor allem durch TV-Serien wie «Slow Horses», «Penny Dreadful» oder «Black Mirror» einen Namen gemacht hat, nennt Heller einen «unerwarteten Helden».  «Charlie hat seinen Seelenverwandten verloren, die Liebe seines Lebens», erklärte Malek dem «Hollywood Reporter». «Ihm wird gesagt, er soll den Kopf in den Sand stecken und das verursacht eine explosive Wesensart in ihm, die ihn ziemlich verändert.» Die Jagd nach den Terroristen und gleichzeitige Flucht vor seinem Arbeitgeber, bei denen der rachsüchtige Witwer Hilfe einer russischen Geheimagentin bekommt, hat durchaus Längen. Dafür fällt der Showdown überraschend kurz und unspektakulär aus. 

Doch wer die etwas abstrus anmutende Prämisse des Films (IT-Nerd wird an einem Tag zu einer Art 007) annimmt, bekommt einen soliden Spionage-Thriller mit ausgezeichneten Schauspielern und gut portionierter Action. (dpa)