Die Corona-Krise zwang auch die bayerischen Schulen zu mehr Tempo bei der Digitalisierung. Nun plant der Minister die nächsten Schritte.
Schülerinnen und Schüler in Bayern sollen nach dem Willen von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) in wenigen Jahren standardmäßig mit eigenen Laptops oder Tablets ausgestattet sein – jedenfalls an weiterführenden Schulen. „Mein Ziel ist: Mittelfristig hat jede Schülerin und jeder Schüler in Bayern ein eigenes, digitales und staatlich bezuschusstes Arbeitsgerät“, sagte Piazolo der Deutschen Presse-Agentur in München. Dies solle „so zügig wie möglich“ passieren. „Die Geräte sollen überall dort eingesetzt werden, wo sie ihre spezifischen Vorteile ausspielen und so zu einer Steigerung der Unterrichtsqualität beitragen“, erklärte er.
In einem Pilotversuch „Digitale Schule der Zukunft“ wird dies derzeit schon an rund 250 Schulen in ausgewählten Jahrgangsstufen erprobt. Jedes Kind hat dort ein eigenes, staatlich bezuschusstes Tablet oder Notebook, das in- und außerhalb der Schule benutzt werden kann. Damit könnten neue Lernarrangements sowie innovative Unterrichts-, Diagnose- und Feedbackmethoden erprobt werden, sagte Piazolo.
Schon heute sieht Piazolo die Digitalisierung der Schulen im Freistaat auf Kurs. „In diesen Tagen geht das 65 000. digitale Klassenzimmer in Bayern in Betrieb“, berichtete der Kultusminister. „Unsere eigene Zielmarke für diese Legislaturperiode von 50 000 haben wir damit bereits früher als vereinbart weit übertroffen.“ Dabei betonte er aber ganz grundsätzlich, wichtig sei der Wechsel zwischen digitalem und analogem Unterricht: „Die Kinder und Jugendlichen sollen nicht acht Stunden am Tag nur in den Rechner schauen.“
Auch bei der Ausstattung der Lehrkräfte mit Endgeräten geht es voran. „Jeder Lehrkraft in Bayern wird bis Schuljahresende ein personalisiertes mobiles Endgerät zur Verfügung stehen können“, sagte Piazolo. „Noch vor wenigen Jahren schien das undenkbar.“ Insgesamt handelt es sich dabei um rund 150 000 Geräte in ganz Bayern.
Auch Junglehrerinnen und Junglehrer werden nun mit eigenen Geräten ausgestattet. „Ein persönliches Ausbildungsgerät ist künftig fester Teil der Seminarausbildung“, sagte Piazolo. Die ersten Geräte habe er in dieser Woche persönlich an Studienreferendarinnen und -referendare übergeben. „Die digitale Realität wird damit noch stärker in der Ausbildung der Lehrkräfte von morgen verankert“, betonte er. Zudem kündigte der Minister an, auch weiter in die digitale Fortbildung aller aktuellen Lehrerinnen und Lehrer im Freistaat zu investieren.
„Wenn man mir vor vier Jahren gesagt hätte, dass wir heute auf diesem Stand sind – ich hätte es wohl nicht für möglich gehalten“, sagte Piazolo. Die Corona-Krise habe aber dazu beigetragen, das Tempo massiv zu beschleunigen – auch durch die finanziellen Mittel, die in dieser Zeit zur Verfügung gestellt worden seien. „Seither ist auf allen Ebenen sehr viel passiert“, sagte Piazolo, bei Bund, Ländern und Kommunen. Es gebe aber auch in Zukunft noch viel zu tun. (dpa/lby)