Gerade einmal rund 75.000 Einwohner – und zwei weltweit bekannte Opernhäuser: In Bayreuth hat sich nicht nur Richard Wagner sein Festspielhaus bauen lassen. Das im 18. Jahrhundert errichtete Markgräfliche Opernhaus ist seit zehn Jahren Unesco-Weltkulturerbe.
Das barocke Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth hat sich nach Ansicht von Stadt und Schlösserverwaltung als wichtige historische Stätte etabliert. „Die Resonanz auf das Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus ist enorm“, sagte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Vor zehn Jahren entschied die Unesco, das Opernhaus als Weltkulturerbe auszuzeichnen.
„Der Bayerischen Schlösserverwaltung ist es ein wichtiges Anliegen, das Markgräfliche Opernhaus mit Leben zu füllen – als Museum, aber auch mit angepassten Konzerten und Theaterveranstaltungen“, teilte eine Sprecherin der Schlösserverwaltung mit. In den Jahren 2018 und 2019 – also vor der Corona-Pandemie – hätten jeweils mehr als 100.000 Menschen das Opernhaus besucht.
Das Markgräfliche Opernhaus entstand ab 1744 in vier Jahren Bauzeit. Es gehört zu den wenigen in Europa erhaltenen Theaterbauten des 18. Jahrhunderts und fasziniert Besucherinnen und Besucher mit der reich verzierten Innenausstattung sowie mit der historischen Bühnentechnik. Anders als viele historische Aufführungsstätten wurde das Bayreuther Haus nicht von Bränden oder Krieg zerstört und auch nicht maßgeblich umgestaltet.
Am 30. Juni 2012 wurde es von der Unesco zum Weltkulturerbe gekürt – als einzigartiges Monument der Fest- und Musikkultur des 18. Jahrhunderts. „Die Stadt und der Freistaat Bayern sowie viele weitere Partner haben auf dieses Ziel über lange Zeit hinweg mit großem Nachdruck hingearbeitet“, sagte Ebersberger.
Doch kurz nach der Unesco-Auszeichnung musste das Opernhaus schließen – und wurde sechs Jahre lang saniert. 2018 eröffnete es schließlich. Bespielt wird es mit rund 30 Theateraufführungen und Konzerten aus konservatorischen Gründen nur von Mai bis Oktober: „Diese Sommerbespielung entspricht auch der historischen Gepflogenheit“, sagte die Sprecherin der Schlösserverwaltung. Die museale Nutzung des Hauses – also Besichtigungen – hätten Vorrang.
Derzeit entsteht neben dem Haus auch ein Museum zum Welterbe, eröffnet werden kann es voraussichtlich im Frühjahr 2023.
Errichten ließ das Opernhaus die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine (1709-1758), die Schwester Friedrichs des Großen machte aus der Provinzstadt Bayreuth ein Zentrum für Kunst und Kultur.
Das Markgräfliche Opernhaus war auch der Grund, warum der Komponist Richard Wagner im 19. Jahrhundert nach Bayreuth kam. Zwar erwies sich das barocke Haus für seine Bühnen-Ideen als unbrauchbar, in der Stadt blieb er trotzdem – und errichtete hier sein Festspielhaus.
„Bayreuth ist in der glücklichen Lage mit dem Festspielhaus und dem Markgräflichen Opernhaus gleich zwei der weltweit bedeutendsten Opernhäuser zu beherbergen“, sagte Rathauschef Ebersberger. „Beide Häuser stehen für verschiedene Epochen der Architektur- und Musikgeschichte und sind auf ihre spezielle Art einzigartig.“ Eine Konkurrenz zwischen den beiden Häusern sehe er nicht, vielmehr „eine spannende und für Besucher unserer Stadt äußerst reizvolle Vielfalt“.
Gefeiert werden zehn Jahre Welterbe am 6. Juli. Für Besucherinnen und Besucher ist der Eintritt an diesem Tag frei, zudem gibt es Sonderführungen und ein eigens aufgelegtes Rahmenprogramm, wie das Finanzministerium in München mitteilte. (dpa/lby)