Ein Bauer soll seinen Nachbarn mit Traktor und Metallstange angegriffen haben. Wegen versuchten Totschlags steht er nun vor Gericht. Hat der Fall eine Vorgeschichte?
Weil er seinen Nachbarn mit dem Traktor attackiert haben soll, steht ein Landwirt wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht in Nürnberg. Am ersten Prozesstag am Dienstag habe der 71-Jährige zu den Vorwürfen geschwiegen, sagte Justizsprecherin Tina Haase. Mehrere Zeugen sagten aus, unter anderem waren das Opfer und dessen Sohn geladen.
Zwischen dem Angeklagten und dem Opfer habe es bereits seit Jahren Konflikte gegeben, sagte Haase. Ein Amtsgericht hatte dem Angeklagten außerdem ein Betretungsverbot für das Grundstück seines Nachbarn in Parsberg im Oberpfälzer Landkreis Neumarkt erteilt. Wieso der Streit im vergangenen August derart eskalierte, muss nun die Kammer klären. Dafür hat sie sieben Verhandlungstage bis in den Juli angesetzt.
Sohn springt aus Auto
Laut der Anklage hatte der damals 43-Jährige an dem Tag Tierfutter aus seinem Transporter geladen und dabei die Straße vor seinem Stall blockiert – und damit auch seinem Nachbarn im Traktor den Weg. Dieser soll daraufhin das Opfer beschimpft und dessen Wagen sieben Meter über die Straße geschoben haben, in dem dessen damals 11-jähriger Sohn noch saß. Das hatte der Traktorfahrer nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber nicht bemerkt. Der Junge konnte sich mit einem Sprung aus dem Auto in Sicherheit bringen.
Danach soll der Bauer mit dem Traktor auf seinen Nachbarn zugefahren sein und ihn mit einem Strohballen auf dem Frontlader gegen einen Metallcontainer gequetscht haben. Dem Angeschuldigten sei bewusst gewesen, dass er dem Geschädigten dadurch lebensgefährliche oder gar tödliche Verletzungen zufügen könnte, heißt es in der Anklage. Die Wand des Containers habe jedoch nachgegeben, sodass das Opfer nur Prellungen und Schürfungen erlitten habe.
Nachbarn greifen ein
Nachbarn eilten der Anklage zufolge dem Mann zu Hilfe. Als der Angeklagte seinen Traktor zurückgesetzt habe und erneut auf das Opfer zugefahren sei, sei einer von ihnen auf das Trittbrett gesprungen. Dieser habe in das Lenkrad gegriffen, wodurch der Traktor zum Stehen gekommen sei.
Der Angreifer soll daraufhin eine spitze Metallstange neben sich gegriffen und den anderen Mann attackiert, ihn aber verfehlt haben. Schließlich soll der Landwirt seinen Traktor wiederholt vor- und zurückgesetzt haben und durch Gebüsch gefahren sein, um den Mann vom Trittbrett abzuschütteln. Dieser blieb unverletzt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet deshalb: versuchte gefährliche Körperverletzung.
Zwei Nachbarinnen beendeten demnach die Attacke: Sie sollen einen Autoanhänger zwischen den Traktor und den damals 43-Jährigen geschoben haben. Der Angeklagte sei dann auf einem Feldweg nach Hause gefahren – ohne sich weiter um den Gesundheitszustand des Geschädigten zu kümmern, so die Staatsanwaltschaft. (dpa/lby)