Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat eine Beteiligung seines Bundeslandes bei den tschechischen Planungen für ein Atommüllendlager gefordert. «Wir haben da einfach Sorgen, weil es sehr nahe am Grenzbereich ist», sagte der CSU-Vorsitzende nach einem Treffen mit dem tschechischen Regierungschef Petr Fiala am Donnerstag in Prag. Tschechien rechnet mit dem Bau eines Tiefenlagers für hoch radioaktiven Atommüll bis 2065.
Vier Standorte sind in der näheren Auswahl, von denen keiner mehr als 200 Kilometer von Deutschland entfernt ist. Die Entscheidung dürfe keine rein politische, sondern müsse eine fachliche sein, forderte Söder bei seinem ersten offiziellen Besuch in Prag seit seinem Amtsantritt vor mehr als vier Jahren.
Weiteres Thema der Gespräche waren die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine auf die Energieversorgung. Söder kündigte an, dass Bayern auf Wunsch Tschechiens die Durchlaufkapazität der Transalpinen Ölleitung (TAL) um 17 Prozent auf 7.500 Kubikmeter je Stunde erhöhen werde. Die Leitung beginnt im Hafen von Triest. „Das ist ein wichtiger Schritt hin zur Derussifizierung unserer Wirtschaft“, sagte Fiala dazu.
Bayern und Tschechien teilen sich eine mehr als 350 Kilometer lange Grenze. Nach Horst Seehofer (CSU) ist Söder erst der zweite bayerische Ministerpräsident, der das deutsche Nachbarland besucht. Tschechien hat seit Anfang Juli für sechs Monate die rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne und hat damit die Aufgabe, Kompromisse zwischen den Mitgliedstaaten zu suchen. (dpa/lby)