Mehrjähriger Betrug: 65-Jährige um zigtausende Euro gebracht

Ein mehrjähriger Betrugsfall fand am gestrigen Donnerstag bei der Polizeiinspektion Burglengenfeld sein Ende. Eine 65-jährige Frau aus dem Städtedreieck wurde Opfer eines Liebesschwindels und verlor dabei einen mittleren bis hohen fünfstelligen Eurobetrag. Der oder die Betrüger nahmen vor etwa drei Jahren digital Kontakt zu ihr auf und gaben sich als Angehöriger der Ölindustrie aus. Über lange Zeit hinweg gelang es ihnen, eine starke emotionale Bindung zu der Frau aufzubauen, während persönliche Treffen immer wieder scheiterten.

Unter verschiedenen Vorwänden forderten die Betrüger wiederholt Geld, dem die Frau nachkam, teilweise sogar durch die Aufnahme von Krediten. Erst als Angehörige den Betrug bemerkten, suchte man Rat bei einer Opferhilfsorganisation, die letztlich zur Anzeigenerstattung bei der Polizei riet.

Polizei warnt vor Scamming

Vorsicht bei virtuellen Bekanntschaften! Versprochen wird die große Liebe, das schnelle Geld oder der Traumjob – doch hinter diesen verlockenden Angeboten steckt häufig sogenanntes Scamming. Diese Betrugsmasche, bekannt unter dem Namen Nigeria Connection, tritt mittlerweile in vielfältigen Formen auf und beschränkt sich nicht mehr nur auf Massenmails mit absurden Gewinnversprechen.

Wie funktioniert Romance-Scamming?

Im aktuellen Fall aus dem Städtedreieck handelt es sich um einen typischen Fall des Romance- oder Lovescammings. Ein harmloser Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – so beginnt es oft. Die Betrüger suchen auf Online-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken nach Opfern. Eine kurze Online-Einladung zum Chat dient oft als Erstkontakt. Um sich interessant zu machen, legen sich Romance-Scammer ungewöhnliche Lebensgeschichten zu und hinterlassen immer einen seriösen Eindruck.

Vorgehensweise der Betrüger

Scam-Männer, wie in diesem Fall, geben sich als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie, Tierärzte, Computerspezialisten oder U.S. Soldaten aus. Auf den Profilbildern sehen die weiblichen Opfer attraktive weiße Personen – die Bilder sind jedoch gestohlen. Obwohl der „Neue“ vorgibt, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, sitzt er wahrscheinlich in Westafrika. Davon merken die Opfer jedoch nichts, da diese Chat-Bekanntschaften perfekt Englisch sprechen oder Übersetzungstools nutzen.

Sowohl Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert. Anfangs geht es in den Gesprächen nicht um Geld, sondern um Beruf, Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft erzählen die Betrüger von verstorbenen Ehepartnern und Kindern.

Manipulation und finanzielle Forderungen 

Wenn die Scammer nicht bereits in Westafrika sind, müssen sie dringend geschäftlich oder aus familiären Gründen dorthin reisen. Sie versprechen, danach ihre neue Liebe zu besuchen. Doch bevor oder kurz nachdem das Ticket nach Deutschland gebucht wird, treten Probleme auf: Überfälle, gestohlene oder konfiszierte Pässe, Krankenhausaufenthalte nach Autounfällen oder Kreditkartenprobleme. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer (z.B. Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden.

Die Liebe wird in solchen Bettelmails immer stark hervorgehoben. Manchmal kontaktieren die Betrüger das Opfer über „Ärzte“, „Polizisten“ oder „Angehörige“, um noch mehr Druck auszuüben. Das geht oft so weit, dass die Scammer ihren Selbstmord ankündigen – nur um an das Geld zu kommen.

Hinweise und Hilfe 

Wer Beobachtungen gemacht hat oder selbst betroffen ist, sollte sich umgehend bei der Polizeiinspektion Naila unter der Telefonnummer 09282/97904-0 melden und sich an eine Opferhilfsorganisation wenden. Seien Sie vorsichtig bei Online-Bekanntschaften und hinterfragen Sie finanzielle Forderungen immer kritisch.