Es ist eine Zusammenarbeit mit Nostalgie-Faktor: 30 Jahre nach dem Kinoerfolg «Forrest Gump» hat Regisseur Robert Zemeckis das Leinwand-Paar Tom Hanks und Robin Wright wieder vereint. Zu sehen sind die beiden im Drama «Here», das vom Leben verschiedener Menschen über eine längere Zeitspanne handelt - erzählt immer vom gleichen Ort aus, dem Inneren eines Hauses in den USA.
Die Geschichten, die Häuser erzählen
Häuser beherbergen Geschichten, lustige und tragische. Oft fragt man sich in den eigenen vier Wänden, wer da wohl vorher drin gelebt hat. Der Illustrator Richard McGuire hat zu diesem Thema die 2014 erschienene Graphic Novel «Here» verfasst, die von Ereignissen erzählt, die sich in einem Wohnzimmer abspielen.
Regisseur Zemeckis hat die Vorlage nun verfilmt und sich beim Thema Zeitraffung einiger innovativer visueller Effekte bedient. Das Filmpublikum kann das Duo Hanks und Wright auch noch einmal in jung - aka digital verjüngt - erleben.
Tom Hanks als zentrale Figur
Im Zentrum steht die Geschichte des von Hanks gespielten Richard Young. Rückblenden zeigen das Leben seiner Eltern, des schwerhörigen und seelisch versehrten Kriegsveteran Al (Paul Bettany) und seiner zupackenden Frau Rose (Kelly Reilly), schwanger mit Richard. Es folgt der alltägliche Wahnsinn des ganz normalen Familienalltags mit drei Kindern im Schnelldurchlauf. Aus Kindern werden irgendwann Erwachsene. Die Einrichtung des Hauses dagegen verändert sich kaum.
Zemeckis führt parallel einige flankierende Handlungsstränge weiter und wirft Schlaglichter auf das Leben in diesem Haus in früheren Zeiten, etwa das eines Paares um die Jahrhundertwende, das sich über die Sicherheit der technischen Errungenschaft des Fliegens streitet. Immer wieder kehrt er zum Stammesleben der Ureinwohner Amerikas zurück, um dann wieder ganz in die Zukunft zu springen, in der eine Schwarze Familie den heranwachsenden Sohn für den Umgang mit Polizisten im Straßenverkehr sensibilisiert.
Robin Wright als Lichtblick
So spannend die Ausgangsidee, so bedingt funktioniert leider die Umsetzung. Denn es gibt im Grunde nicht viel Aufregendes zu erzählen. Im Zentrum steht kein voranschreitender Konflikt, außer das Leben selbst mit seinen vielen kleinen und größeren Katastrophen: Geburt, Pubertät, gebrechlich werdende Eltern. Zemeckis lässt das Publikum an sehr vielen Weihnachtsfeiern und Thanksgiving-Zusammenkünften teilhaben. Meist verharren diese Szenen in den üblichen Klischees, zugekleistert von der sentimentalen Musik Alan Silvestris.
Die Figuren bleiben darin schablonenartig. Einziger Lichtblick sind die Spielenden: Tom Hanks als Richard Young, ein verhinderter Maler, der sich mit der temperamentvollen Margaret, gespielt von Robin Wright, verlobt, mit ihr eine Tochter bekommt und gemeinsam mit ihr die Berge und Täler des Lebens durchläuft.
Wo Hanks' Figur doch eher gleichförmig bleibt, offenbart Wright als Margaret Emotionen, verborgene Sehnsüchte und Wünsche. Häufig dreht sich der Streit der Eheleute um Richards Elternhaus, aus dem beide nie so richtig herausfinden werden. Man sieht sie altern - sich voneinander lösen und doch miteinander verbunden bleiben. Das ist berührend, trägt allerdings nicht einen ganzen Film. (dpa)