Fast wäre das Projekt auf der Zielgeraden gescheitert: Die historisch-kritische Edition von fast 10 000 Briefen des Komponisten Richard Wagner stand kurz vor dem Abschluss, doch dann fehlte das Geld. Jetzt kann weitergearbeitet werden.
Die Arbeit an der historisch-kritischen Herausgabe der Briefe des Komponisten Richard Wagner (1813-1883) kann weitergehen. Das Forschungsprojekt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg werde fortgesetzt, „die Finanzierung ist gesichert“, sagte Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume (CSU) nach Angaben seines Ministeriums.
„Der Komponist Richard Wagner ist eng mit dem Freistaat verbunden, seine Briefe sind kulturgeschichtlich hochbedeutsame Quellen.“ Er habe sich deshalb sehr für den Abschluss des Forschungsprojekts eingesetzt, sagte Blume weiter. „Freistaat, Bund und Oberfrankenstiftung stellen rund eine Million Euro zum Abschluss der historisch-kritischen Herausgabe der Korrespondenz von Richard Wagner zur Verfügung.“
Der unterfränkische SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib teilte mit: „Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, die bisher in der Endausarbeitung noch fehlenden Bayreuther Jahre des Komponisten ebenfalls in das Projekt einzubeziehen und damit die bedeutungsvolle und besonders folgenreiche letzte Lebensdekade Richard Wagners zu dokumentierten.“ Halbleib hatte bei der Staatsregierung beantragt, Möglichkeiten zur Fortführung des Projekts auszuloten.
An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg finanzierte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit Anfang 2006 die Arbeitsstelle „Richard-Wagner-Briefausgabe“. Die Förderung ist jedoch ausgelaufen, weil die Höchstdauer erreicht worden war. Das noch fehlende Geld übernehmen nun zu je einem Drittel der Freistaat, der Bund und die Oberfrankenstiftung.
Anfang des Jahres hatte der Chef des Bayreuther Richard-Wagner-Museums, Sven Friedrich, mit einer Online-Petition auf das drohende Aus aufmerksam gemacht. Wagner habe knapp 10.000 Briefe hinterlassen. Die Briefausgabe liefere nicht nur zentrale Dokumente für Leben und Werk des Komponisten, sondern sei auch kulturgeschichtlich eine hochbedeutsame Quelle, hatte Friedrich betont.
Die historisch-kritische Edition wurde 1967 begonnen. Jüngster Band ist Nummer 27 mit Briefen aus dem Jahr 1875. Stoppe man die Edition nun, würde das Kapitel Bayreuth fast vollständig fehlen, sagte Friedrich. Und hier organisierte Wagner schließlich die Festspiele, wurden „Der Ring des Nibelungen“ sowie „Parsifal“ uraufgeführt. Die Briefe umfassten auch die Entstehung seiner späten sogenannten Regenerationsschriften, „die seinen folgenreichen Rassenantisemitismus in Verbindung mit seiner Ästhetik von Kunstreligion und Kulturtheorie bringen“, hieß es in der Petition. (dpa/lby)