In die Decke gekuschelt das Weihnachts-Evangelium anhören? Mit Schal, Mütze und Handschuhen gegen die Kälte geschützt beten? Die Kirchengemeinden in Bayern werden deutlich weniger heizen in diesem Winter.
Auch vor den Gotteshäusern im Freistaat macht die Energiekrise nicht Halt. In den Kirchen dürfte es in diesem Winter bei den Gottesdiensten kühler werden als in den vergangenen Jahren.
Die Pfarreien des Erzbistums München-Freising erhalten in den kommenden Tagen einen Leitfaden aus dem Ordinariat – Thema: energieeffizientes Heizen und Lüften. Darin gehe es auch darum, was zu beachten ist, um der Bausubstanz älterer Gebäude sowie ihrer Kunstausstattung und den Orgeln nicht zu schaden, sagte ein Sprecher.
Der Bamberger Generalvikar Georg Kestel und Baudirektorin Petra Postler empfehlen den Gemeinden ihrer Erzdiözese, die Temperatur in den Kirchen zu Gottesdienstzeiten um zwei Grad auf maximal 8 bis 10 Grad zu senken. Durch die geringere Temperatur sei nicht mit Schäden an den Ausstattungsgegenständen zu rechnen. Der Frostschutz am Gebäude müsse trotz Temperaturabsenkung gewährleistet werden, um Schäden am Gebäude zu verhindern.
Außerdem sollen Gottesdienstbesucher auf bestimmte Bankbereiche gruppiert werden, damit nicht die ganze Kirche beheizt werden muss, sofern das Heizungssystem dies ermögliche.
In Pfarrheimen wird empfohlen, die Zahl der beheizten Versammlungsräume um die Hälfte zu reduzieren. Die größte Energieeinsparung sei zu erzielen, indem die Veranstaltungen auf weniger Häuser konzentriert werden.
„Die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen einen Komfortverlust mit sich und fordern von jedem ein hohes Maß an Rücksichtnahme und Abstimmungsbedarf. Aufgrund der kritischen Gesamtsituation bitten wir alle dennoch um Verständnis und Mithilfe“, teilten Kestel und Postler weiter mit.
Detaillierte Empfehlungen gibt es auch vom Bistum Würzburg für die Gemeinden: Die relative Luftfeuchte solle unter 70 Prozent bleiben, damit Ausstattung und Orgel nicht beschädigt werden. „Verzichtet werden soll auf Aufheizungen zur Nutzung. Zudem wird empfohlen, unnötigen Feuchteeintrag in die Kirche zu vermeiden, beispielsweise durch feuchtes Wischen oder Topfpflanzen“, heißt es in einem Schreiben. Für Gottesdienste oder Veranstaltungen könnten Decken oder Kissen ausgelegt werden.
Das empfiehlt auch die evangelische Landeskirche. In einer Mitte September verschickten Empfehlung an die Gemeinden heißt es außerdem: Das Temperaturniveau in den Kirchen solle so weit wie möglich gesenkt werden. Allerdings müsse man die Gebäude trotzdem vor Frost oder Schimmelbildung schützen.
Das Bistum Regensburg rät unter anderem, für Gottesdienste an Werktagen die sogenannten Winterkirchen zu nutzen, die besser tempereriert werden könnten. Pfarreien könnten sich gemeinsam auf die Suche nach einem geeigneten Ort machen.
Neben den kurzfristigen Maßnahmen planen die Landeskirche und die Diözesen auch langfristig: Die Potenziale, „auf den Liegenschaften von Erzdiözese, Pfarrkirchenstiftungen und weiteren kirchlichen Trägern Strom zu produzieren, insbesondere durch Photovoltaikanlagen“ sollten in den kommenden Jahren stärker genutzt werden, teilte der Sprecher des Münchner Ordinariats mit. Seit 2021 werden demnach für alle grundsätzlich geeigneten kirchlichen Liegenschaften im Bereich der Erzdiözese Machbarkeitsanalysen für Photovoltaik durchgeführt. Ziel sei es, möglichst alle fossilen Heizungen auszutauschen.
Die Bamberger Baudirektorin Postler sagte: „Unser grundsätzliches Ziel ist die nachhaltige Errichtung und Bewirtschaftung unserer Gebäude.“ Dazu gehöre es, fossile Brennstoffe zu ersetzen. Viele Kirchen seien in den 1970er bis 1990er Jahren mit öl- oder gasbetriebenen Heizungen ausgestattet worden. „Diese werden konsequent umgestellt und oft durch bewährte, verbrauchsärmere Unterbankheizungen ersetzt. Auch Wärmepumpen in Kombination mit Flächenheizsystemen sind eine Alternative.“
Ein Großteil der Pfarrhäuser und Gemeindezentren der Landeskirche in Bayern haben nach Angaben eines Sprechers derzeit eine Heizung mit fossilen Brennstoffen. „Auch hier laufen die Planungen für eine laufende Umstellung auf erneuerbare Energien. Einfach ist das nicht und es wird einige Zeit brauchen.“ Denn: Planungsbüros und Handwerksbetriebe seien ausgelastet und es gebe Lieferengpässe. „Vor allem braucht jeder Einzelfall eine auf die lokale Situation angepasste Planung.“ (dpa/lby)