Als ein Mann in der Oberpfalz seine Freundin mit einem Messer attackiert, liegt die 27-Jährige im Bett neben ihrer neunjährigen Tochter. Das Mädchen muss miterleben, wie seine Mutter qualvoll stirbt. Nun steht der Angreifer vor Gericht, es geht um Mord.
Mit mindestens 24 Messerstichen soll ein 37 Jahre alter Mann seine Lebensgefährtin getötet haben – während die Tochter daneben im Bett lag. Seit Freitag muss sich der Mann vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord vor. Laut Anklage erstach der Mann sein 27 Jahre altes Opfer im Februar im Schlafzimmer seiner Wohnung in Neutraubling (Landkreis Regensburg). Die neunjährige Tochter musste die Tat miterleben. Die Staatsanwältin sieht drei Mordmerkmale als gegeben an: Heimtücke, niedrige Beweggründe und Grausamkeit (Az. 202 Js 4033/22). Zu Prozessbeginn schwieg der Angeklagte.
Motiv soll eine sich abzeichnende Trennung der 27-Jährigen von ihrem Partner und ihre beginnende Beziehung mit einem anderen Mann gewesen sein. Dies habe der Angeklagte nicht akzeptieren und die Frau lieber töten wollen, sagte die Staatsanwältin.
Am frühen Morgen des 6. Februar sei der Angeklagte mit einem Küchenmesser in das Schlafzimmer gegangen, habe die Türe zugesperrt, um eine Flucht der Frau zu verhindern, und das Licht ausgemacht. Dann habe er angefangen, auf sein Opfer einzustechen. Die Frau habe aufzustehen versucht, sei jedoch über die Füße ihrer Tochter gestolpert und neben das Bett gefallen, wo der Mann weiter auf sie eingestochen habe. Die 27-Jährige verblutete.
Die Anklägerin sprach von „absolutem Beherrschungswillen“ und stufte die Tat als besonders grausam ein, weil der Mann seinem Opfer weit mehr Stiche – und somit Qualen – zugefügt habe, als für eine Tötung erforderlich gewesen wäre und weil der Frau bewusst war, dass ihre Tochter ihren gewaltsamen Tod miterleben musste. Eine Traumatisierung des Kindes habe der Angeklagte bewusst in Kauf genommen.
Mehrere Polizisten schilderten, wie sie den Einsatz damals erlebten. Ein Beamter berichtete, wie der jetzt Angeklagte bei der Inspektion anrief und die Tat mit den Worten „Ich brauche eine Streife. Ich habe soeben meine Freundin umgebracht“ gestand. Dabei habe er einen ruhigen, aber angetrunkenen Eindruck gemacht.
Ein Beamter hatte damals die Türe zum Schlafzimmer eingetreten. Der Tatverdächtige sei mit einer Unterhose bekleidet, blutverschmiert und ruhig vor ihm gestanden, sagte der Polizist. Die Tote habe in einer Blutlache auf dem Boden gelegen und das Mädchen regungslos auf dem Bett gesessen. „Sie hat nicht reagiert und keinen Ton von sich gegeben.“ Ähnlich beschrieben das weitere Beamte. „Sie saß da wie versteinert“, sagte die Polizistin, die das Mädchen angesprochen hatte, während ihre Kollegen den Tatverdächtigen fesselten.
Ein anderer Beamter brachte das mit Blut bespritze, nur mit einem Nachthemd bekleidete Kind zu einem Krankenwagen. Nachbarn hätten dem Mädchen eine Leggings und Socken gegen die Kälte mitgegeben, erzählte der Polizist. Anfangs habe die Kleine noch Fragen beantwortet und gesagt, sie wisse, was mit ihrer Mama passiert sei. Mit der Zeit sei sie apathischer geworden. Dem Vorsitzenden Richter zufolge soll möglichst vermieden werden, das Kind vor Gericht als Zeuge anzuhören.
Für das Verfahren sind zunächst sieben weitere Verhandlungstage angesetzt worden. Das Urteil könnte Ende November fallen. (dpa/lby)