Auch wenn Felder, Wiesen und Wälder noch deutlich überwiegen: Der Flächenverbrauch in Bayern geht weiter. Grund ist auch der Ausbau erneuerbarer Energien.
Durch Wohnungs- und Straßenbau, aber auch durch den Zubau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen ist der Flächenverbrauch in Bayern weiter gestiegen. Durchschnittlich seien im vergangenen Jahr 12,4 Hektar pro Tag an Landesfläche für Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen verbraucht worden, im Jahr zuvor seien es 12,2 Hektar pro Tag gewesen, teilte das Statistische Landesamt in Fürth mit.
Insgesamt sind 12,3 Prozent der Gesamtfläche des Freistaats durch Siedlungs- und Verkehrsflächen verbraucht – 46 Prozent sind dagegen landwirtschaftlich genutzt und 35,4 Prozent sind Wald. Von der verbrauchten Fläche entfallen auf 38,4 Prozent Verkehrsflächen – also Straßen, Wege, Schienen, Flughäfen und Hafenanlagen an Land. Allerdings sei der Flächenverbrauch nicht in vollem Umfang gleichzusetzen mit Bodenversiegelung, denn Siedlungs- und Verkehrsflächen umfassen auch Grünflächen wie etwa Spielplätze.
Grüne kritisieren die Entwicklung scharf
Die Grünen im Landtag kritisierten die Entwicklung scharf und warfen der Regierung von Ministerpräsident Markus Söder vor, ihre eigenen Zielsetzungen nicht im Blick zu haben. „Ihre Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag, den Flächenfraß in Bayern auf fünf Hektar am Tag zu begrenzen, ist bloß heiße Luft“, sagte Fraktions-Vize Johannes Becher. Wenn die Wirtschaft wieder anziehe, werde der Flächenfraß weiter voranschreiten.
Im vergangenen Jahr habe die Fläche, die für Verkehrswege gebraucht wird, um 0,1 Prozent zugenommen, für Wohnungen dagegen um 0,6 Prozent. Genau ein Drittel des Zuwachses gehe auf Versorgungsanlagen zurück – damit sind zu drei Vierteln Kraftwerke gemeint. Von den Kraftwerken wiederum sind fast 80 Prozent Photovoltaikanlagen auf der grünen Wiese. Grünen-Politiker Becher bezeichnete dies als beruhigenden Teil der Entwicklung, weil die Photovoltaik-Nutzung sogar gut für die Böden sei.
Aiwanger: Flächen für Agri-PV bieten Potenzial
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wies darauf hin, dass die Freiflächen-PV nur zu einem sehr geringen Teil zur Versiegelung beitrage, da sie auf Ständern gebaut sind. Hinzu komme, dass Flächen für Agri-PV, also Flächen, die gemeinsam für Landwirtschaft und Energiegewinnung genutzt würden, ein enormes Potenzial böten.
«Die Werte für 2023 zeigen, dass sich der Trend aus dem Vorjahr fortgesetzt hat. Es lässt sich deutlich ablesen, dass wir die Energiewende zielstrebig vorantreiben und der Flächenverbrauch für die restliche Siedlungs- und Verkehrsflächen rückläufig ist», betonte Aiwanger. Allein mit Dachflächen lasse sich der erforderliche Ausbau der Photovoltaik nicht umsetzen. Neben Agri-PV setze er sich auch für schwimmende Photovoltaik auf Gewässern ein.
Regional hat unter den Regierungsbezirken Oberbayern der Statistik zufolge den höchsten Flächenverbrauch, Oberfranken den niedrigsten. (dpa/lby)