Vor 30 Jahren stoppte die Tiefbohrung in der Oberpfalz bei 9101 Metern: Das Erdgestein war zu warm und somit weich zum Bohren geworden. Bis heute wird in dem Geo-Zentrum geforscht.
Mit 9101 Metern ist es das tiefste Bohrloch der Welt, an dem geforscht wird – Experimente an der kontinentalen Tiefbohrung (KTB) im Geo-Zentrum in Windischeschenbach in der Oberpfalz sollen Erkenntnisse für die Erdbebenforschung oder für die Gewinnung von Erdwärme bringen. 30 Jahre nach dem Stopp der Bohrung zeigten Experten bei einem Festakt den Stellenwert des Projektes auf.
Neben aktueller Forschungsarbeit sollen an der KTB vor allem Schüler für das Thema Geowissenschaften sensibilisiert werden. Das Schülerlabor wird den Angaben nach jedes Jahr von etwa 200 Klassen besucht, die Dauerausstellung hat jährlich rund 20.000 Besucher. Das Geo-Zentrum an der KTB ist eine staatlich anerkannte Umweltstation.
Symbol für Forscherdrang
Insofern ist es für die Region bis heute ein touristischer Anziehungspunkt – auch wenn der markante, 83 Meter hohe Bohrturm kein architektonisches Schmuckstück sei, sagte Bürgermeister Karlheinz Budnik. Der Turm sei vielmehr ein Symbol für den menschlichen Forscherdrang.
Das Wissen, in welcher Tiefe das Gestein weich werde, helfe zum Beispiel bei der Erdbebenforschung, erläuterte Frank Holzförster, der wissenschaftliche Leiter des Geo-Zentrums. Etwa, wenn es um die Entstehung und Ausbreitung von Erdbebenwellen gehe. Diese Erkenntnisse könnten dann beispielsweise herangezogen werden, wenn es um die Suche nach möglichen Standorten für ein Atommüll-Endlager geht.
In Russland gibt es den Angaben nach ein Bohrloch, das 12.262 Meter Tiefe erreichte. Dieses wird seit 1992 nicht mehr genutzt und ist verschüttet. In den USA gibt es zwei Bohrlöcher, die knapp tiefer sind als das in Windischeschenbach, berichtet Holzförster. Auch diese würden nicht für die Forschung genutzt. (dpa/lby)