Hohe Produktionskosten und unzureichende Verkaufserlöse machen vielen Erdbeerbauern zu schaffen, auch in Bayern. Aber einige regionale Unterschiede sind auch für Experten unerklärlich.
Die bayerischen Obstbauern sind mit ihrer Erdbeerernte heuer recht zufrieden – aber Geld verdienen sie damit immer weniger. Die Kosten seien explodiert, erklärte der Bayerische Bauernverband.
„Die Qualität der Erdbeeren ist gut und die Menge ebenso“, sagte Lisa-Maria Puschak, Referentin für Obst- und Gartenbau. Es habe nicht viele Frostschäden gegeben, und da es dieses Jahr recht schnell warm wurde, habe sich die Vegetation auch in sonst eher späten Regionen gut entwickelt. Aber Düngemittel, Energie, Verpackungsmaterial seien viel teurer geworden, der Mindestlohn für die Erntehelfer sei erhöht worden – und gerade „die Lohnkosten üben erheblichen Druck auf die Obstbauern aus, da die Erdbeere sehr arbeitsintensiv ist“, sagte Puschak.
Die Nachfrage sei, je nach Region, vergleichbar mit normalen Jahren vor Corona oder etwas niedriger. Der Verkauf im Lebensmittelhandel habe sich vor Pfingsten ins Positive gedreht, die Import-Erdbeere sei am Markt zurückgegangen. Der Verkaufspreis für die heimischen Erzeuger sei aber nicht kostendeckend.
„In der Direktvermarktung kann man einen kostendeckenden Preis verlangen“, sagte die Fachreferentin. In Schwaben sei das Geschäft in der Vermarktung ab Hof, in den Verkaufsständen und auf den Selbstpflückfeldern ordentlich. In Niederbayern dagegen eher schlecht. Woran das liegt, sei rätselhaft.
Die Anbaufläche für Erdbeeren lag in Bayern 2021 bei knapp 1300 Hektar, in Deutschland insgesamt bei 12.500 Hektar. Für die Nachhaltigkeit sei der regionale Anbau wichtig, sowohl mit Blick auf Biodiversität, Sortenerhalt und kurze Transportwege als auch für soziale Faktoren wie Arbeitsplätze, Einkommen für Familienbetriebe und Verbraucherbildung durch Gespräche am Hofladen oder auf den Selbstpflückfeldern.
Aber „voraussichtlich wird auch der Erdbeeranbau, wie die meisten Sonderkulturen, in Zukunft zurückgehen“, sagte Puschak. Mit dem Mindestlohn von 12 Euro ab Oktober „wird sich die Lage im nächsten Jahr weiter zuspitzen“, er sei um das 1,5-fache höher als in Spanien und anderen Anbauländern. (dpa/lby)