Seit 30 Jahren ist Courtney Love die Witwe von Nirvana-Sänger Kurt Cobain, aber schon immer war sie auch so viel mehr. Jetzt wird die Sängerin 60 Jahre alt – und provoziert immer noch gerne.
Dieser Tage lebt Courtney Love in London. „Ich bin anglophil. Ich liebe London. Es ist meine Lieblingsstadt und der beste Ort, an dem ich je gelebt habe“, sagte die Grunge-Sängerin, die am heutigen 9. Juli 60 Jahre alt wird, jüngst dem „Standard“. „Ob ich eine englische Lady bin? Naja, ich habe einen Gärtner, also vielleicht bin ich es.“
Besonders ladylike gibt sich Love in der Vergangenheit allerdings nicht. „Ich bin komplett unsympathisch und werde mich dafür nie entschuldigen. Ich wollte immer als ein Miststück wahrgenommen werden, gemocht werden wollte ich noch nie.“ In London hat Love in den vergangenen Jahren unter anderem als DJ, an ihrer Autobiografie, neuer Solo-Musik und Filmprojekten gearbeitet.
Denn auch wenn sie in der Öffentlichkeit häufig so wahrgenommen wird: Love war nie nur Ehefrau und dann Witwe des weitaus bekannteren Nirvana-Sängers Kurt Cobain. Mit ihrer Band Hole und solo hat sie zahlreiche Erfolgsalben herausgebracht, außerdem hat sie in zahlreichen Filmen mitgespielt. 1996 wurde sie für ihre Rolle in „Larry Flint – Die nackte Wahrheit“ für einen Golden Globe nominiert.
Trotzdem überschattet eine verhängnisvolle Woche im April 1994 bis heute das Leben von Love: Erst nahm sich ihr damaliger Ehemann, der Nirvana-Sänger Kurt Cobain, das Leben. Vier Tage später erschien „Live Through This“, das zweite Album von Hole, das begeistert gefeiert werden und der Band zum weltweiten Durchbruch verhelfen sollte. Love zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und zeigte sich erst vier Monate später tränenüberströmt bei einem Konzert.
Nie ganz über Cobain hinweggekommen
Bis heute bestimmt die Erinnerung an Cobain das Leben der Sängerin, die Beziehung zur 1992 geborenen gemeinsamen Tochter Frances Bean gilt als kompliziert. „Wenn er jetzt zurückkäme, müsste ich ihn umbringen für das, was er uns angetan hat.“ Ihr Leben sei natürlich weitergegangen, aber sie sei trotzdem nie ganz über Cobain hinweggekommen, sagt Love.
„Ich hatte große Liebschaften seit Kurt. Ich hätte wahrscheinlich auch wieder heiraten sollen. Aber ich konnte einfach mein Krönchen und mein Kleid von damals nicht in eine Kiste stecken und zu einer Frau-Irgendwer-die-einmal-Courtney-Love-war werden“, sagt die Sängerin.
„Da ist Schock, Wehklagen, Aufgabe, Erinnerung, riesige Gefühlsschwankungen, falsches Lächeln, hässliches Weinen“, so Courtney weiter. „Ich hatte schon mehrfach das Gefühl, es überwunden zu haben, und dann kam es ein paar Jahre später wieder. Man hat es überstanden, wenn man es überstanden hat, was wahrscheinlich nie ist.“
Kein Fan von Madonna, Beyoncé und Taylor Swift
Geboren wurde Love 1964 als Courtney Michelle Harrison in San Francisco und verbrachte ihre Kindheit weitgehend in verschiedenen Heimen. Lange kämpfte sie auch mit Drogen und Alkohol und verbrachte viel Zeit in Entzugskliniken. Inzwischen sei sie aber clean, beteuert Love.
Pöbeln und provozieren tut sie trotzdem gerne – erst vor Kurzem teilte sie in einem Interview wieder einmal aus. «Es ist wunderbar, dass es in der Musikindustrie so viele erfolgreiche Frauen gibt, aber viele davon werden zu Klischees», sagte sie dem „Standard“.
Gerne möge sie zum Beispiel Patti Smith oder Joni Mitchell. Kein Fan sei sie beispielsweise von Beyoncé („Ich mag ihre Musik nicht“), Taylor Swift („nicht wichtig“ und „nicht interessant als Künstlerin“) oder Madonna („Ich mag sie nicht und sie mag mich nicht“). (dpa)