Die kleine Gemeinde Eslarn hatte vor 31 Jahren eine Straße nach einem Missbrauchstäter benannt. Das war falsch, sagt der heutige Bürgermeister. Die geplante Umbenennung steht dennoch auf der Kippe.
In der Oberpfalz wollen Bürger die Umbenennung einer Straße verhindern, die an einen wegen Missbrauchs von Kindern verurteilten Priester erinnert. Nachdem der Gemeinderat von Eslarn bereits eine Straßenumbenennung beschlossen hatte, setzten die Kritiker über ein Bürgerbegehren eine Abstimmung durch. Nun habe der Gemeinderat für den 24. November den Bürgerentscheid festgelegt, sagte Bürgermeister Reiner Gäbl (SPD). Mehrere Medien hatten darüber berichtet.
Die Georg-Zimmermann-Straße ist nach einem katholischen Geistlichen benannt, der bereits vor vier Jahrzehnten starb. Der Priester war einst Musiklehrer und hatte zeitweise auch eine leitende Funktion bei den weltberühmten Regensburger Domspatzen. Wegen sexuellen Missbrauchs war der Mann 1969 verurteilt worden. Dennoch ehrte seine Heimatgemeinde ihn nach seinem Tod im Jahr 1993 mit der Straßenbenennung.
Er sei sehr unglücklich darüber, dass es zu der Abstimmung komme, sagte der Rathauschef der Marktgemeinde im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Aber die bayerische Gemeindeordnung sehe dies halt vor. Die Voraussetzungen durch mehr als 600 Unterschriften seien erfüllt. Eslarn hat rund 2.750 Einwohner.
Bürger scheuen Kosten nach Straßenumbenennung
Die Gegner der Umbenennung, darunter Anlieger der Straße, hatten unter anderem argumentiert, dass für die Anwohner durch eine Umbenennung Kosten entstünden. Sie schlugen vor, an dem Straßenschild ergänzende Informationen über den Namensgeber anzubringen.
Es sei eine Verharmlosung von massiven Missbrauchstaten, von Verbrechen an Kindern und Jugendlichen, sagte Gäbl zu dem Bürgerbegehren. „Da kann ich nicht sagen, der Aufwand finanzieller und organisatorischen Art ist zu hoch.“ Die Kosten seien tatsächlich auch nicht so hoch. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar“, meinte der Bürgermeister. Nach Medienberichten hatte auch der Betroffenenbeirat für die Opfer von Missbrauch in der Diözese Regensburg die geplante Verhinderung der Umbenennung scharf kritisiert.
Bürgermeister will falsche Gemeindeentscheidung revidieren
Der Bürgermeister hält es aus heutiger Sicht für nicht nachvollziehbar, dass noch in den 1990er Jahren eine Straßenbenennung in Erinnerung an den verurteilten Priester erfolgt sei. Es sei damals wohl ein gewisser Druck von Vereinen und Organisationen dagewesen, die auf die Verdienste des Musiklehrers verwiesen hätten. „Zum damaligen Zeitpunkt hat man das wohl noch anders gesehen“, sagte der Bürgermeister. „Aus heutiger Sicht muss man sagen, die Entscheidung damals war die falsche.“ (dpa)