Bis 2030 will die Staatsregierung 1000 neue Windräder für Bayern. Die jüngste Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur zeigt aber wieder mal: Der Freistaat ist noch meilenweit von seinen Zielen entfernt.
Der Windkraftausbau in Bayern kommt weiter nicht voran. In der jüngsten Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur gingen gerade einmal fünf der 165 erteilten Zuschläge nach Bayern. Dies geht aus einer Ergebnisauswertung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt. In Summe geht es dabei um den Bau von zehn Anlagen mit einer Leistung von 55,6 Megawatt (MW). Die Hälfte der Anlagen (27,8 MW) sollen im Landkreis München entstehen. Hinter dem Freistaat landen nur noch Thüringen (45,2 MW), Rheinland-Pfalz (42,2 MW), Sachsen (24,8 MW) und das Saarland (6 MW).
Anderen Bundesländern schnitten bei der Ausschreibungsrunde deutlich besser ab. Spitzenreiter sind Schleswig-Holstein (416 MW, 42 Zuschläge), Niedersachsen (312 MW, 25 Zuschläge), Nordrhein-Westfalen (309 MW, 31 Zuschläge) und Mecklenburg-Vorpommern (222 MW, 16 Zuschläge). Auch Baden-Württemberg landete mit neun Zuschlägen für 28 Anlagen mit einer Leistung von 151,2 Megawatt weit vor dem flächenmäßig größten Bundesland Bayern.
In der Ausschreibungsrunde musste die Bundesnetzagentur nach eigenen Angaben nur zwei Gebote wegen Formfehlern vom Verfahren ausschließen – im Umkehrschluss bedeutet dies, dass praktisch jedes Gebot zum Zuge kam. Die nächste Ausschreibungsrunde endet im Februar 2024.
Der bayerische Ableger des Bundesverbands Windenergie (BWE) forderte angesichts der schwachen Zahlen erneut mehr Tempo beim Ausbau der Windkraft im Freistaat: „Auf Bundesebene wurden die Tore für einen dynamischen Ausbau bereits weit aufgemacht. Damit auch Bayern den Neustart der Windenergie erfolgreich gestalten kann, muss die Staatsregierung diese Vorgaben jetzt entschieden umsetzen“, betonte Bernd Wust, Landesvorsitzender des BWE Bayern.
„Bayern bleibt das größte Flächenland mit dem geringsten Zubau an Windenergie“, betonte Wust weiter. Mit der Lockerung der 10H-Abstandsregel sei zwar die Handbremse für den Ausbau der Windkraft gelöst worden, aber es fehle noch immer an Geschwindigkeit. So seien im flächengrößten Bundesland von Januar bis Ende November 2023 nur sechs Windenergieanlagen in Betrieb genommen und zehn Neuanlagen genehmigt worden. Die aktuellen Zahlen würden dem im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern vereinbarten Ausbauziel von 1000 neuen Windrädern bis 2030 nicht gerecht.
Auch von den Grünen kommt umgehend Kritik: „Wir sehen heute die dramatischen Folgen der verantwortungslosen CSU-Energiepolitik, die ein Jahrzehnt nur damit beschäftigt war, zu blockieren, zu verhindern und zu verbieten“, sagte Ludwig Hartmann. Die CSU habe so die Menschen in Bayern um die Chancen der regionalen Energieversorgung in Bürgerhand beraubt.
Um das Tempo zu beschleunigen, hat der Landesverband in einem Forderungspapier verschiedene Maßnahmen zusammengestellt, die derzeit den Ausbau noch behindern. So empfiehlt der Verband unter anderem die schnellere Freigabe von Flächen für Windräder bis Ende 2025. Nach dem Windflächenbedarfsgesetz muss erst bis Ende 2027 1,1 Prozent der Landesfläche für Windräder bereit gestellt werden.
Ferner fordert der Verband die vollständige Aufhebung der umstrittenen 10H-Abstandsregen und schnellere Genehmigungsverfahren. Die bisher erfolgten Lockerungen bei den Auflagen reichten nicht aus und verhinderten weiter ein klares Signal für die notwendige Transformation und ein klimaneutrales Bayern bis zum Jahr 2040. Zudem müsse für mehr Windenergie der Bau von Windrädern auch in Wasserschutzzonen erlaubt werden, es brauche mehr Bürgerbeteiligung und Flächen in den Staatsforsten müssten sofort vergeben werden. (dpa)