Das Münchner Missbrauchsgutachten hat die katholische Kirche in Deutschland und vor allem in Bayern erschüttert. Wie geht es nun weiter? Auch darüber wollen die bayerischen Bischöfe am Mittwoch und Donnerstag in Regensburg sprechen.
Rund zwei Monate nach dem aufsehenerregenden Münchner Missbrauchsgutachten kommen die katholischen bayerischen Bischöfe an diesem Mittwoch (30. März) zu ihrer Frühjahrsvollversammlung zusammen. Die sogenannte Freisinger Bischofskonferenz tagt diesmal in Regensburg. Und zu besprechen gibt es wieder einmal genug: Das Thema Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch steht explizit auf der Tagesordnung.
Das Gutachten über sexuelle Gewalt im Erzbistum München und Freising, das die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) Ende Januar veröffentlicht hatte und das von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern und zugleich von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgeht, hat die katholische Kirche in Deutschland und vor allem in Bayern nachhaltig erschüttert.
Die Zahl der Kirchenaustritte in Bayern schnellt in die Höhe. Kommunen überall im Freistaat und auch die katholische Kirche selbst berichten von rasant steigenden Austrittszahlen. Allein in München traten nach Angaben des Kreisverwaltungsreferates seit Jahresbeginn bis Mitte März knapp 7000 Menschen aus der Kirche aus. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum rund 3300 und im Jahr 2020 rund 3800. Andere Kommunen berichteten von ähnlichen Zahlen.
In Regensburg, wo die bayerischen Bischöfe nun tagen und der im Gutachten mit Fehlverhalten beschuldigte frühere Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger einst lehrte und lebte, traten bis Mitte März 1043 Menschen aus der Kirche aus – fast dreimal so viele wie 2021 (363). 2020 zählte die Stadt im gleichen Zeitraum 474 Austritte.
Doch der Missbrauchsskandal mit seinen Folgen soll nicht das einzige Thema sein: Nach Angaben des Erzbistums München und Freising soll es auch um die Situation der Flüchtlinge aus der Ukraine gehen, um Kirchenasyl, die katholischen Hochschulen in Bayern sowie das Engagement der Kirche für Demokratie und Menschenwürde.
Zur Freisinger Bischofskonferenz gehören die sieben bayerischen Diözesen und Erzdiözesen – Bamberg, München und Freising, Augsburg, Eichstätt, Passau, Regensburg, Würzburg – sowie das Bistum Speyer. Vorsitzender ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx.
Er will nach Angaben seines Bistums am Donnerstag über die Ergebnisse der bischöflichen Beratungen berichten – gemeinsam mit der stellvertretenden Leiterin des Katholischen Büros Bayern, Bettina Nickel.
Der langjährige Leiter des Büros, das als Schnittstelle zwischen Politik und katholischer Kirche im Freistaat gilt, Prälat Lorenz Wolf, hatte laut Mitteilung vom Montag seinen Rücktritt vom Amt erklärt – als Konsequenz aus seiner Rolle in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising. Marx will „die bayerischen Bischöfe um ihre Zustimmung zur Entpflichtung Wolfs als Leiter des Katholischen Büros bitten“, wie das Bistum mitteilte. Möglicherweise ist auch das nun ein Thema für die Vollversammlung in Regensburg. (dpa/lby)