Bayern und Tschechien üben derzeit den engen Schulterschluss: Erst in der Vorwoche traf der tschechische Premier Petr Fiala mit dem bayerischen Ministerrat in Regensburg zusammen, jetzt kommt Staatspräsident Petr Pavel nach Selb.
Zwölf Wochen lang wollen Bayern und Tschechien ihre Freundschaft feiern – und zwar vor allem in der oberfränkischen Grenzregion rund um Selb (Landkreis Wunsiedel). Zum Auftakt der bayerisch-tschechischen Freundschaftswochen am Freitag (19. Mai) kommen der tschechische Staatspräsident Petr Pavel und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach Selb.
Auch wenn die Corona-Pandemie an der Grenze zu Einschränkungen bis hin zu Grenzschließungen geführt hatte – diese Zeiten sind längst überwunden. Und auch in der Pandemie sei es stets gelungen, Kontakt zu halten, betonte Selbs Oberbürgermeister Uli Pötzsch. Gerade zwischen Selb und der tschechischen Nachbarstadt Asch gibt es intensiven Kontakt. Die Freundschaftswochen sollen dem nun noch mehr Nachhaltigkeit verleihen. Alle Bemühungen würden nun „besonders in den Fokus gerückt“, sagte Pötzsch. Die Freundschaftswochen sollten ein «Turbo» sein für gemeinsame Projekte in der Zukunft.
Ein Beispiel sei ein grenzüberschreitender Radweg, der derzeit gebaut werde. Vorstellbar sei zudem ein grenzüberschreitendes gemeinsames Gewerbegebiet. Natürlich gebe es schon alleine beim Baurecht Unterschiede zwischen den Ländern, sagte der Rathauschef weiter. „Wir versuchen, das aufzubrechen und tatsächlich länderübergreifend zu agieren. Wir hoffen, dass auch der Europagedanke hier durchschlägt.“
Das Interesse auf beiden Seiten der Grenze am Nachbarland wachse stetig weiter, betonte Pötzsch. Wichtig sei es, auch die Sprachbarrieren immer besser zu überwinden. Tschechisch beziehungsweise Deutsch müsse weiter an den Schulen angeboten werden, es gebe Sprachkurse an der Volkshochschule (VHS) und auch private Initiativen: „Sprache ist das Kernthema.“
Das Überqueren der Grenze gehört inzwischen zum Alltag in der Region Selb: Zahlreiche Pendlerinnen und Pendler aus Tschechien arbeiten in den oberfränkischen Betrieben. Das mildere den Fachkräftemangel zumindest etwas ab, sagte Pötzsch. Der Lebensmitteleinzelhandel in der Region berichte zudem davon, dass er rund 20 Prozent des Umsatzes mit Kundschaft aus Tschechien mache.
Durch den Eisernen Vorhang waren jahrzehntelang die historisch gewachsenen Verbindungen zwischen Bayern und dem heutigen Tschechien gekappt. Seit Anfang der 90er Jahre nähern sich die Regionen nun wieder an.
Die Freundschaftswochen bieten ein großes Programm bis in den August hinein: Kunstprojekte, Ausstellungen, gemeinsame Feste, Konzerte, Sportveranstaltungen.
In der Vorwoche hatten Bayern und Tschechien ihre engen Verbindungen bereits in Regensburg demonstriert: Der tschechische Premierminister Petr Fiala nahm an einer Sitzung des Ministerrates teil. Zudem eröffnete er mit Söder die bayerisch-tschechische Landesausstellung mit dem Titel „Barock! Bayern und Böhmen“. (dpa/lby)