Auf dem Arbeitsmarkt in Bayern ist noch immer ein positiver Trend spürbar. Aber wie lange noch? Die Arbeitslosigkeit sank im Mai weniger als sonst üblich und der Ukraine-Krieg zeigt erste Folgen.
Die Arbeitslosigkeit ist in Bayern im Mai weiter gesunken, allerdings nicht so stark wie sonst in diesem Monat üblich. Auch die Folgen des Kriegs in der Ukraine wirken sich inzwischen auf den Arbeitsmarkt aus. Im Mai ging die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat um 3,7 Prozent auf rund 209.600 zurück, wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 2,8 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag die Arbeitslosigkeit zum Stichtag 12. Mai zwar um rund 22 Prozent niedriger. Der Mai 2021 sei aber noch stark von der Corona-Krise geprägt gewesen, erläuterte der stellvertretende Chef der Regionaldirektion Bayern, Klaus Beier. „Verglichen mit früheren Jahren, liegt die Arbeitslosigkeit noch immer leicht über dem Vorkrisenniveau.“
Die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg im Mai nach Angaben der Regionaldirektion erneut an. Aktuell sind mehr als 157.000 offene Stellen im Freistaat gemeldet, im Mai kamen rund 30.000 neue dazu. „Auch Personengruppen wie beispielsweise Langzeitarbeitslose, Ältere und Schwerbehinderte finden derzeit vermehrt eine Beschäftigung“, sagte Beier. „Dennoch ist diese Entwicklung für einen Mai ein relativ schwacher Rückgang der Arbeitslosigkeit.“
Ein Grund sei, dass sich nun auch der Ukraine-Krieg auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar mache. Die Zahl der ukrainischen Arbeitslosen habe sich im Vergleich zum April auf 2345 fast verdoppelt. „Somit sind im Mai erstmalig Auswirkungen der ukrainischen Fluchtmigration auf die Arbeitsmarktzahlen zu erkennen“, erläuterte Beier.
Ab 1. Juni haben Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland Anspruch auf Grundsicherung. In Vorgriff darauf hätten die ersten Jobcenter bereits damit begonnen, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer zu betreuen, sagte Beier. Dadurch habe es in einigen Regionen einen saisonuntypischen Anstieg oder geringeren Rückgang bei den Arbeitssuchenden in der Grundsicherung gegeben. Bei einigen wenigen Jobcentern lasse sich dieser Effekt auch bei den Arbeitslosen feststellen, sagte Beier.
Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs hinterließen dagegen nach Angaben von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft noch keine Schatten auf dem Arbeitsmarkt. Sollte der Krieg noch länger andauern, werde sich das jedoch mittelfristig ändern. Besonders belastend sei, dass der Krieg bereits jetzt die Preise für Energie und für Rohstoffe massiv nach oben treibe.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in Bayern verzeichnete im Mai der Landkreis Eichstätt mit 1,4 Prozent. Am höchsten lag sie in der Stadt Schweinfurt mit 5,7 Prozent. (dpa)