Mit weit über Tempo 200 über die Autobahn, mit mehr als 100 durch Ortschaften, manchmal auf der Flucht vor der Polizei: Die Zahl illegaler Rennen auf bayerischen Straßen hat 2022 einen neuen Rekordwert erreicht. Hinter den Zahlen stecken oft drastische Folgen.
Die Zahl illegaler Rennen auf Bayerns Straßen hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. 605 Fälle von „privaten illegalen Kraftfahrzeugrennen“ mit insgesamt 739 Teilnehmern erfasste die Polizei bayernweit 2022. Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Landtags-SPD hervor.
Das bedeutet ein Plus von neun Prozent im Vergleich zum Jahr 2021, als im Freistaat 555 illegale Rennen gezählt wurden. 2020 waren es mit 560 fast genauso viele, im Jahr 2019 waren es „nur“ 294. In der Statistik sind Raser per Auto und auch per Motorrad enthalten.
Vier Menschen starben im vergangenen Jahr bei illegalen Rennen, 128 wurden verletzt. Im Jahr 2020 waren sieben Tote gezählt worden.
„Noch nie zuvor hat es so viele rücksichtslose Raserwettbewerbe in Bayern gegeben“, sagte der SPD-Abgeordnete Markus Rinderspacher. „Diese Autorennen im Vollgasmodus sind brandgefährlich“, betonte er. Es brauche „effiziente Kontrollen und konsequente Strafen“.
Grundsätzlich unterscheidet die Polizei nach Angaben des Ministeriums zwischen organisierten illegalen Rennen mit häufig internationalem Streckenverlauf – wobei Bayern meist als Transitland durchfahren wird – und privaten illegalen Rennen, „die häufig sehr kurzfristig ohne größere Vorbereitung abgesprochen werden oder sich spontan durch das Aufeinandertreffen Gleichgesinnter im Straßenverkehr ergeben“. Unter den entsprechenden Straftatbestand fallen heute aber auch sogenannte Einzelrennen, bei denen Autofahrer rücksichtlos rasen, um die höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen. Dazu gezählt werden zudem Fahrer, die auf der Flucht vor der Polizei rücksichtlos davonrasen.
2022 wurde laut Ministerium kein organisiertes illegales Rennen in Bayern erfasst. Bei Teilnehmern privater illegaler Rennen gibt es ein klares Teilnehmerprofil: „fast ausschließlich männlich, in den meisten Fällen jünger als 30 Jahre und im Besitz leistungsstarker Fahrzeuge unterschiedlicher Marken“.
Bei verbotenen Kraftfahrzeugrennen handelt es sich um Verkehrsdelikte, die nicht in die polizeiliche Kriminalstatistik aufgenommen werden. Die Zahlen stammen deshalb aus der sogenannten polizeilichen Vorgangsverwaltung – eine dynamische Datenbank, deren Daten sich im Zuge von Ermittlungen regelmäßig ändern. Die Zahlen in der aktuellen Antwort des Ministeriums haben den Stand 15. Januar.
In München läuft aktuell ein Prozess um einen tödlichen Raserunfall im Jahr 2019. Ein 26 Jahre alter Student ist wegen eines illegalen Autorennens und fahrlässiger Tötung angeklagt. Sein Beifahrer war nach einem schweren Unfall auf der Autobahn bei München gestorben. Laut Anklage war der gemietete Sportwagen der beiden jungen Männer mit mehr als 300 Kilometern pro Stunde gegen einen Baum geprallt. (dpa/lby)